„Vier Stunden sind eine Zumutung“

Homburg · Das Problem ist nicht neu, doch wen es trifft, der leidet: Der Fahrdienst am Uniklinikum in Homburg schafft es oft nicht, die Kranken in angemessener Zeit wieder in ihr Bett zurückzubringen. Und so liegen die Patienten im Flur und warten und warten - bis zu vier Stunden.

Günther Jacobs sagt von sich, dass er viel Verständnis habe, wenn es um Krankenversorgung in einem klinischen Großbetrieb gehe, in dem es immer mal wieder zu personellen oder zeitlichen Engpässen kommen könne. Doch am Montag riss ihm schließlich der Geduldsfaden: Seine Frau, die an einem schweren Nierenleiden erkrankt ist und täglich zur Dialyse gebracht werden muss, wartete über vier Stunden am Uniklinikum auf ihren Transport von der Dialyse-Station zurück ins Bett. "Um 17.30 Uhr war die Dialyse vorbei, man sagte mir, meine Frau sei spätestens um 19 Uhr wieder in ihrem Bett." Doch Günther Jacobs musste bis 21.40 Uhr warten, bis seine Frau endlich angeliefert wurde. Da riss ihm der Geduldsfaden. Er alarmierte die Medien und schaltete den Ärztlichen Direktor, Professor Wolf-Ingo Steudel, ein. "Das geht zu weit. Meine Frau ist hilflos, sie lag im Flur und wartete stundenlang auf einen Transport . Obendrein hat sie Wasserblasen an den Beinen, die aufgeplatzt sind, das heißt, sie lag auch noch stundenlang in den kalten, nassen Laken. So geht das nicht", stellte er klar.

Für Günther Jacobs ein klarer Fall von Kosteneinsparung: "Da war am Montagabend nur noch ein Auto unterwegs, das Liegend-Transport ausführen konnte. Die Fahrer und Betreuer kamen mit den Transporten nicht mehr nach. Da muss man doch ein paar Transportwagen dazunehmen. Aber daran wird gespart." Er habe im Laufe des Abends mehrfach versucht, den Fahrdienst anzurufen, "aber da war immer besetzt. Die wollten wahrscheinlich gar nicht mehr drangehen".

An besagtem Montagabend sei wohl "Land unter" gewesen, da habe nach seinen Informationen die durchschnittliche Wartezeit aller Patienten bei knapp unter vier Stunden gelegen, das sei "unmenschlich" und für alte Menschen eine "absolute Zumutung". Günther Jacobs vermutet, sein Fall sei nur die Spitze des Eisberges, "ich bin nur derjenige, der den Mund aufmacht und sich richtig beschwert".

Die Beschwerde ist bei der Klinikleitung angekommen. Sie ist natürlich nicht neu, denn immer wieder beschweren sich Patienten , dass sie zu lange auf den Fahrdienst warten müssen. Das Grundproblem liegt allerdings nicht beim Fahrdienst, sondern im Bauplan aus dem Jahr 1909 , als damals die Kranken in verschiedenen Häusern untergebracht waren, die in lockerer Anordnung über das Klinikums-Gelände verteilt waren. Diese Pavillon-Struktur erwies sich für ein zeitgemäßes Universitätsklinikum als zunehmend unzumutbar. Alles muss bis heute von einem Haus ins andere transportiert werden: Patienten , Essen, Geräte, früher sogar Laborproben. Mit dem Ergebnis, dass keinem gedient ist: Patienten müssen warten und beschweren sich, Essen wird kalt, Fahrdienste sind überlastet, Ärzte und Pfleger werden ungeduldig.

Das Leitungsgremium des Uniklinikums hatte deshalb vor über sechs Jahren beschlossen, die Innere Medizin in einem großen Gebäude zusammenzufassen. Damit soll künftig der logistischen Misere ein Ende bereitet werden. Doch bis dahin dauert es noch fast ein Jahr, und die Aussicht auf einen Neubau hilft im Einzelfall, wie bei Günther Jacobs Frau, auch nicht weiter.

"Da das Problem bekannt ist, haben wir natürlich nicht tatenlos zugesehen", sagt Roger Motsch von der Pressestelle des Uniklinikums des Saarlandes in Homburg, "die Fahrer wurden zusätzlich als Rettungssanitäter ausgebildet, um schnell helfen zu können, es gibt Prioritätenlisten, wir haben einen neuen Abteilungsleiter für Logistik berufen und bemühen uns täglich, die Wartezeiten so gering wie möglich zu halten." Doch das gelinge nicht immer, "ausgerechnet an diesem Montagabend hatten wir so eine Anforderungsspitze, da wurden über 20 Liegendtransporte angefordert".

Bei 50 000 stationären und 200 000 ambulanten Patienten pro Jahr und 100 verschiedenen Gebäuden auf dem Gelände komme es bedauerlicherweise auch zu unerfreulichen Situationen, so Motsch. Die wolle man keinesfalls herunterspielen: "Der Ärztliche Direktor, Professor Steudel, nimmt sich persönlich der Sache an."

Wie bei jedem aktenkundigen Beschwerdefall, werde man auch im Falle von Frau Jacobs genau der Sache nachgehen: "Es wird überprüft, wie der Vorgang abgelaufen ist, wann die Patientin wo und wie lange warten musste." Beschwerdefälle landeten generell im Büro der Ärztlichen Direktion, "wir nehmen Patientenbeschwerden sehr ernst", betonte Motsch. Das sei auch Teil des Leitbildes des Uniklinikums. Über die ärztliche Behandlung und die pflegerische Leistung am Bett seiner Frau lässt Günther Jacobs nichts kommen: "Das ist tadellos. Aber was beim Transport gelaufen ist, ist eine Zumutung."

Ansprechpartnerin bei Beschwerden: Ärztliche Direktion

Telefon: (0 68 41) 1 62 40 13/- 1 62 40 14, E-Mail: beschwerdemanagement@uks.eu

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