Stadt hält an Kleiderkammer fest

Erbach · Im April wurde im vergangenen Jahr die Kleiderkammer am Hochrech eröffnet. Rund 470 000 Euro hat die Homburger Parkhaus- und Stadtbusgesellschaft für das Gebäude bezahlt, weitere knapp 70 000 Euro wurden investiert. Die Stadt sieht trotz Rückgang der Flüchtlingszahlen viele Vorteile.

 Im ehemaligen Bäckerhaus am Hochrecht wurde eine Kleiderkammer eingerichtet. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

Im ehemaligen Bäckerhaus am Hochrecht wurde eine Kleiderkammer eingerichtet. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

Foto: Stumm/SZ-Redaktion

Überall große Haufen aus Hosen, T-Shirts, Jacken und Hemden, daneben Schuhe, ein paar Kinderbücher, Schulranzen und Kisten mit Taschen: So sah die Halle kurz vor ihrer Eröffnung aus. Gut neun Monate ist es her, da wurde im ehemaligen Stammsitz der Bäckerei Ecker am Erbacher Hochrech eine Kleiderkammer für Flüchtlinge und andere Bedürftige eröffnet.

Die städtische Tochter Homburger Parkhaus- und Stadtbusgesellschaft (HPS) hatte die Immobilie für rund 470 000 Euro erworben, obwohl der Richtwert des Objektes deutlich höher lag, teilte Stadt-Pressesprecher Jürgen Kruthoff auf Anfrage mit. In der Folgezeit seien noch einmal fast 70 000 Euro in das Gebäude investiert worden, um die Wohnungen herzurichten, ein Büro zu ermöglichen, die Kleiderkammer vorzubereiten und Mängel in der Halle abzustellen. In diesen knapp 70 000 Euro sei auch der Betrag enthalten, der im Lauf der Zeit, in der über das Gebäude verfügt wurde, für den Unterhalt ausgegeben wurden.

Doch wie sieht es eigentlich jetzt aus, nachdem die Zahl der Flüchtlinge, die nach Homburg kommen, deutlich abgeebbt ist? Vom großen Flüchtlingszelt auf dem ehemaligen Freibadgelände hat man sich ja bereits verabschiedet.

Generell sei zu sagen, "dass wir in der Situation, als die Möglichkeit des Kaufs bestand, noch von einer deutlich höheren Zahl von Flüchtlingen ausgegangen waren, mit denen wir für die Zukunft kalkulieren mussten. Daher war der Bedarf für eine solche Einrichtung, auch wenn diese jetzt gut genutzt wird, von der Erwartung her noch notwendiger als dies heute in der Praxis der Fall ist", führte Kruthoff aus.

Er sieht aber in dem Erwerb des Hauses weiter Vorteile: Es habe in der Vergangenheit erheblicher Klärungs- und Schlichtungsbedarf in der Nachbarschaft des früheren Bäckerhauses bestanden. Eine gewerbliche Nachnutzung hätte hier sicherlich wenig zur Entlastung beigetragen, während die derzeitige Nutzung als Wohnhaus, Büro und Kleiderkammer sicherlich eine andere Situation darstelle als eine Bäckerei mit Lieferverkehr schon in den frühen Morgenstunden.

Ohne einen Verkauf wäre die Immobilie bestimmt auch innerhalb der nächsten Zeit unansehnlich geworden, so Kruthoff weiter. Eine Nutzung erscheine der Stadt in jedem Fall sinnvoller als ein Leerstand.

Und: "Auch wenn die Zahl der Flüchtlinge nicht wie zunächst prognostiziert gestiegen ist, so haben wir eine große Zahl bedürftiger Personen, die auf die Tafel und auch die Kleiderkammer zugreifen", führte er aus. Zudem sei die Integrationsarbeit nicht unerheblich, dazu könne die Kleiderkammer einen Beitrag leisten, der noch weiter ausgebaut werden soll.

Neben der Kleiderkammer hätten aus früheren Büroräumen fünf Wohnungen im Obergeschoss des Gebäudes hergerichtet werden können, die alle vermietet seien und der HPS Mieteinnahmen bringen. Dazu nutze im Erdgeschoss der Quartiermanager von Erbach ein Büro. Auch dafür bekomme die HPS Miete. Derzeit werde eine sechste Wohnung im Erdgeschoss auf Vordermann gebracht, die ebenfalls vermietet werden soll.

Darüber hinaus dienten Teile der früheren Produktionsflächen als Lager. Weiter sei geplant, die überdachten Rampen an den Malteser Hilfsdienst zu vermieten. Es gebe also eine breite Nutzung des Gebäudes, die der HPS auch Einnahmen bringe, schlussfolgert er.

Neben dem was ist, gibt es Pläne für die Zukunft: Es sei angedacht, ein kleines Kulturcafés umzusetzen und zwar im ehemaligen Verkaufsbereich. Passieren soll dies bis zum Sommer. Es würden dafür nur wenige tausend Euro in Material investiert, da die Arbeiten mit eigenen Kräften gestemmt werden, so Kruthoff. Das Café soll Kontaktbereich sein, der Beratung, dem Austausch, der gegenseitigen Hilfe sowie der Integration und als Treffpunkt dienen. Auf Dauer sei vorstellbar, hier Kurse anzubieten.

Die Kleiderkammer werde zudem gern genutzt von Menschen, die gut erhaltene Kleidung und ähnliche Dinge abgeben möchten. Außerdem würden Jacken , Hosen und Co. nicht kostenlos weiter verteilt, sondern gegen ein geringes Entgelt. Dadurch habe die Kleiderkammer rund 11 000 Euro einnehmen können.

Für die Kleiderkammer wurde eine Teilzeitstelle geschaffen. Diese Kollegin werde von zwei geringfügig Beschäftigten (450 Euro Jobs) unterstützt.

Zum Thema:

 Im November wurde das Flüchtlingszelt am ehemaligen Freibad in Homburg wieder abgebaut. Foto: Kruthoff/Stadt

Im November wurde das Flüchtlingszelt am ehemaligen Freibad in Homburg wieder abgebaut. Foto: Kruthoff/Stadt

Foto: Kruthoff/Stadt

Hintergrund Das Kulturcafé soll zunächst angepasst an die Öffnungs-/Abgabezeiten der Kleiderkammer zugänglich sein: Montag und Freitag, 11 bis 16 Uhr, Dienstag und Donnerstag, 10 bis 12, (Annahme) und Mittwoch, 17 bis 19 Uhr (Annahme). ust

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort