Rettung für Haus Sonne ist nah

Walsheim · Der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Lebenshilfe wollen die Behinderteneinrichtung in die Zukunft führen.

 Der Neukahlenberger Hof in Blieskastel-Böckweiler gehört zu Haus Sonne in Gersheim-Walsheim. Hier arbeiten Behinderte in der Landwirtschaft.

Der Neukahlenberger Hof in Blieskastel-Böckweiler gehört zu Haus Sonne in Gersheim-Walsheim. Hier arbeiten Behinderte in der Landwirtschaft.

Foto: Becker und Bredel

Seit einem Jahr ist die antroposophische Betreuungsanstalt Haus Sonne in Walsheim insolvent. Nun drängt der Paritätische Wohlfahrtsverband auf ein schnelles Ende des Verfahrens. "Wir haben alle Verträge für eine Übernahme vorliegen und hoffen nun auf einen positiven Beschluss des Gläubigerausschusses", sagt Michael Hamm, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

Der Verband hat gemeinsam mit der Lebenshilfe eine neue Gesellschaft, die neue Haus Sonne gGmbH gegründet, die die Häuser, die Mitarbeiter, aber auch die Betreuungsverträge übernehmen soll. Geschäftsführer der neuen Gesellschaft ist der bisherige Haus-Sonne-Geschäftsführer Vinzenz Meier. Bei Haus Sonne werden behinderte Menschen auf Grundlage des anthroposophischen Konzepts betreut, das auch die Grundlage der Waldorfschulen ist.

Mitte März soll der Gläubigerausschluss nach Aussage von Insolvenz-Anwalt Günter Staab zusammenkommen. Dann soll auch über das Angebot des Paritätischen Wohlfahrtsverband beraten werden. Allerdings habe nun auch ein weiterer Bieter Interesse angemeldet. Auch diese Option müsse geprüft werden. "Allerdings sind wir da mit den Verhanldungen noch nicht so weit fortgeschritten", sagt Staab.

Hamm ist von dem Gegengebot nicht begeistert: "Das bereitet uns natürlich schon ein bisschen Bauchschmerzen", sagt Hamm. "Wir haben über Monate unsere Hausaufgaben gemacht und sind jetzt startklar, und dann wirft jemand in der Zielgerade seinen Hut in den Ring." Wer das ist, ist unklar, Staab zufolge ist es ein Betreiber aus Norddeutschland.

Dass sich die Verhandlungen um eine Übernahme so lange hingezogen haben, begründet Hamm mit dem sehr komplexen Thema: Haus Sonne betreibt als Betreuungseinrichtung auch noch einen Bauernhof, eine Käserei, Werkstätten, hat Schul- und Krippeneinrichtungen. "All das musste geprüft werden, für die Gebäude musste der Sanierungsbedarf untersucht werden. Außerdem musste das Geschäftsmodell auch wieder auf eine solide Basis gestellt werden." Dazu gehörte unter anderem, die Betriebsgenehmigung neu zu verhandeln und mit dem Sozialministerium auch die Betreuungssätze neu zu verhandeln.

Haus Sonne war vor einem Jahr in die Insolvenz gerutscht, weil einerseits hohe Pensionsverpflichtungen das Unternehmen in Schieflage brachten, andererseits das Ministerium auf der Basis falscher Angaben gewährte Mittel zurückforderte. Diese Belastungen seien durch die Insolvenz vom Tisch, sagt Staab. Für die Pensionsverpflichtungen sei der Pensionssicherungsverein eingetreten, außerdem hätten die betroffenen 42 noch aktiven Mitarbeiter Verzichtsvereinbarungen für künftige Ansprüche unterschrieben. Die Forderungen des Landes wiederum gingen in die Insolvenzforderungen ein.

Dadurch wird das Land allerdings auch einer der wichtigsten Spieler im Gläubigerausschuss. Hamm hofft darauf, dass sich das Land nun dafür einsetzt, dass Haus Sonne ein saarländischer Betrieb bleibt. Denn die Übernahme durch die Tochter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und der Lebenshilfe hätte schließlich auch Vorteile für die Einrichtung: Bei dem Landwirtschaftsbetrieb sei dann beispielsweise eine Kooperation mit dem Wintringer Hof möglich. "Das ist so speziell, da braucht man Profis", sagt er. Und auch bei den übrigen Themen von Haus Sonne sei die Lebenshilfe als regional vernetzter Partner gut aufgestellt.

Die rund 220 Mitarbeiter würden sich sicherlich für die neue Haus Sonne gGmbH aussprechen, ist auch Staab überzeugt. Denn dann bliebe die Struktur weitgehend stabil - mit der Führung, die das Unternehmen in der Insolvenz wieder auf Spur gebracht hat. Auch Staab hält das für eine gute Lösung: "Ich gehe davon aus, dass die Einrichtung jetzt wieder kostendeckend geführt werden kann", sagt er.

Sozial-Staatssekretär Stephan Kolling (CDU) erklärt: "Haus Sonne muss weiterleben. Auch mit der anthroposophischen Ausrichtung." Natürlich sei sein Ministerium mit Blick auf den Steuerzahler gehalten zu sehen, wieviel Geld aus dem Insolvenzverfahren vom neuen Eigentümer zurückzubekommen sei. Es gehe jetzt darum, wer von den beiden Interessenten das beste Konzept für die Weiterführung von Haus Sonne vorlege. Beide Unternehmen hätten einen Antrag auf Betriebserlaubnis beim Ministerium gestellt. "Es stehen noch Gespräche mit beiden Anbietern an. Mit dem saarländischen Bieter sind diese Gespräche am weitesten gediehen", betont Kolling.

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