Neuer Lebensmut mit fremdem Knochenmark

Reinheim · Die Diagnose einer chronischen myeloischen Leukämie hatte vor 21 Monaten das Leben von Mathias Becker auf einen Schlag verändert. Nun spendete seine Schwester die notwendigen Stammzellen für eine erfolgreiche Behandlung.

 Leukämiepatient Mathias Becker in seinem Zimmer in der Universitäts-Klinik in Homburg.

Leukämiepatient Mathias Becker in seinem Zimmer in der Universitäts-Klinik in Homburg.

Foto: Wolfgang Degott

"Mein zweiter Geburtstag ist der 17. Januar 2017", freut sich der Bliesransbacher Mathias Becker. An dem Tag wurde ihm in der Homburger Universitätsklinik Knochenmark transplantiert. Aus diesem entscheidenden Eingriff schöpft er neuen Lebensmut . Jetzt werden die implantierten gesunden Stammzellen ihren Weg zu den Knochen aufnehmen. Sie siedeln sich im Knochenmark an und übernehmen danach die Blutbildung. Vor 21 Monaten wurde bei ihm eher durch einen Zufallsbefund chronische myeloische Leukämie diagnostiziert. Dabei handelt es sich um eine unkontrollierte Vermehrung der weißen Blutkörper. "Ich hatte mich in dieser Zeit nicht gut gefühlt, war oft müde und abgespannt, so dass ich mich zu einer Blutuntersuchung entschieden habe", erinnert sich der 41-jährige Familienvater, leidenschaftlicher Fußballspieler und Fan des 1. FC Kaiserslautern . Es folgte eine Behandlung auf Tablettenbasis und anschließend, nachdem sich sein Zustand verschlechterte, vor einem Jahr die Einweisung in eine Saarbrücker Klinik. "Ich habe die Krankheit angenommen, versuchte weiter so zu leben wie bisher. Ich vertraute dem Wissen und Können der Ärzte", schildert er seine damalige Gemütsverfassung. Doch auch in der Klinik sprach die Behandlung nicht an, weil er eine Unverträglichkeit auf sein Medikament entwickelte. Binnen vier Wochen verlor er 30 Kilogramm Körpergewicht, Durchfall plagte ihn. Im Januar letzten Jahres führten die Sportfreunde Reinheim, deren Torhüter er seit 15 Jahren ist, für eine Typisierungsaktion durch. Viele Fußballerkollegen der Region aber auch andere Menschen, insgesamt waren es 160, überließen dabei ihre Daten der deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS).

Dabei stellte sich heraus, dass seine Schwester Verena identische Stammzellen besaß und als Spenderin für ihn in Frage käme. Parallel dazu wurden durch die DKMS zwei weitere Fremdspender ermittelt. Es folgten weitere genauere Untersuchungen dieser Personen. Derweil wurde versucht den Zustand von Mathias durch eine Chemo-Tablettenbehandlung in der Waage zu halten. Doch der fortschreitende Krankheitsverlauf verschlechterte dessen Zustand, da die Leukämie weiter die lebenswichtigen weißen Blutkörperchen auffraß. So entschieden sich die Ärzte kurzfristig zu einer Transplantation. Weihnachten feierte er noch Zuhause gemeinsam mit seiner Frau Jasmin, die im Frühsommer ein weiteres Kind erwartet, und seiner zweijährigen Tochter Maleen. Am 9. Januar kam er ins Homburger Klinikum.

Danach wurde sein Immunsystem und das gesamte Blutbild mit einer systematischen Chemoinfusion auf null gefahren, damit die Voraussetzung für die jetzt erfolgte Transplantation geschaffen. "Ich fühle mich absolut wohl und in der Klinik beim Personal von Oberarzt Dr. Jörg Bittenbring gut aufgehoben", so Becker. Mit im Team befindet sich auch die Reinheimer Krankenschwester Anneliese Becker, die die Typisierungsaktion im Reinheimer Sportheim initiierte und inständig darum wirbt, dass sich jedermann bei der DKMS ihre Stammzellen registrieren lassen sollte, damit weiteren erkrankten Menschen geholfen werden könne.

Intensive Physiotherapie, Lesen, Internetsurfen und auch die Besuche von Frau Jasmin werden in den nächsten Wochen den Tagesablauf von Mathias Becker bestimmen, bevor er hoffentlich als geheilt wieder den Heimweg antreten kann.

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