"Ich will der Gesellschaft etwas zurückgeben, was ich bisher von ihr erhalten habe." So erklärt der 55-jährige Reinheimer Hans Gebhardt seine Motivation, das Amt des Behindertenbeauftragten in der Gemeinde Gersheim zu übernehmen. Da seine Vorgängerin Johanna Wache, die das Amt zehn Jahre erfolgreich ausführte, nach schwerer Krankheit verstorben ist, wurde eine Nachfolgeregelung notwendig. Der Gemeinderat wählte ihn zu deren Nachfolger. Bürgermeister Alexander Rubeck hat ihn ernannt.

Gebhardt wurde im Blieskasteler Malerbetrieb Roppenecker zum Maler und Lackierer ausgebildet. Er arbeitete mit bei der Renovierung der katholischen Kirche am Schloss aber auch "auf Montage" bei einigen Kasernen der US-Streitkräfte. Anschließend erlernte er den Beruf des Kraftfahrers bei der Rubenheimer Spedition Theis. Dort sammelte er erste Berufserfahrungen mit Lastkraftwagen. Es folgten berufliche Stationen im Speditionsgewerbe. Er bildete sich zum Industriemeister Kraftverkehr weiter. Später wechselte er als Sales Manager für zehn Jahre zu einem deutschen Lkw-Hersteller und absolvierte berufsbegleitend erfolgreich ein Betriebswirtschaftslehre-Studium.

Arbeit bei Lkw-Hersteller

Seit mehr als 20 Jahre arbeitet er bei einem der größeren deutschen Lkw-Hersteller, wo er als Beauftragter für den Lkw-Verkauf im zivilen und kommunalen Bereich eingesetzt ist. Bisher habe ihn die Gesellschaft mitgetragen, habe er sich auch wegen der beruflichen Verpflichtungen vereinsmäßig nicht betätigen können. Er ist selbst behindert und hat sich über Jahre intensiv um die Pflege einer schwer kranken Frau gekümmert. Dabei erfuhr er, welche administrativen und pflegerischen Hürden zu überwinden seien. Dies seien Erfahrungen, die ihn ebenfalls motiviert hätten, das neue Amt anzustreben.

Weiterhin habe er sich auch schon intensiv als privater Beistand für Mutter und Kind um die Pflege eines gehörlosen, autistisch erkrankten Kindes gekümmert und dabei ebenfalls Erfahrungen mit dem deutschen Behindertenrecht gemacht. Dadurch habe er viele Netzwerke kennen gelernt, auch die Bekanntschaft von Wolfgang Gütlein, dem Landesbeauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen gemacht und an vielen hochrangig besetzten "runden Tischen" hinsichtlich der schulischen Integration des Mädchens teilgenommen. Gebhardt will die Arbeit von Johanna Wache fortführen, innerhalb der bestehenden Strukturen agieren, aber auch eigene Akzente setzen.

Er will die Belange behinderter Menschen in den gemeindlichen Gremien und gegenüber der Gemeindeverwaltung deutlich machen, Verständnis für deren Bedürfnisse schaffen und ihre Interessen bei Rats- und Verwaltungsentscheidungen wahrnehmen. Ein besonderes Anliegen ist ihm die selbstbestimmte, gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Teilhabe behinderter und von Behinderungen bedrohter Menschen in der Gemeinde voranzubringen.

Er wird sich sowohl für die Inklusion von Kindern mit Behinderung in vorschulische und schulische Einrichtungen kümmern als auch auf die Barrierefreiheit bei Bauvorhaben und im Gebäudebestand der Gemeinde achten. Hans Gebhardt betont, dass es wichtig sei, dass der Informationsfluss und die Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen, Ämtern, Verbänden und Betroffenen innerhalb der Gemeinde und den Gemeindebezirken gewährleistet werde. Von besonderer Bedeutung sei ihm der vorurteilsfreie und vorbehaltlose Umgang mit behinderten Menschen in der gesamten Gemeinde. Ratsuchende will er mit Informationen unterstützen und Hilfe zur Selbsthilfe anbieten.

Erreichbar ist der Behindertenbeauftragte in der Grenzlandstraße 4, Telefon (0 68 43) 90 27 86, E-Mail: Hans.gebhardt-behbeauftr@t-online.de.