Zeit, sich um die Sprache zu kümmern

Herbitzheim · Rund 30 Menschen fanden sich 2001 zusammen, um ihre Liebe zu den regionalen Eigenheiten der Sprache in eine Vereinsstruktur zu bringen. Heute hat der Mundartring Saar rund 100 Mitglieder.

 Die pensionierte Lehrerin Christel Keller aus Saarbrücken und der SR-Redakteur im Ruhestand Lutz Hahn aus Herbitzheim sind Vorstands-Sprecher des Mundartrings Saar. Foto: Martin Rolshausen

Die pensionierte Lehrerin Christel Keller aus Saarbrücken und der SR-Redakteur im Ruhestand Lutz Hahn aus Herbitzheim sind Vorstands-Sprecher des Mundartrings Saar. Foto: Martin Rolshausen

Foto: Martin Rolshausen

Sprache verändert sich, und das sei ja nichts Schlimmes, sagt Lutz Hahn. Schade sei es aber schon, dass Ortsdialekte verloren gehen - also jener Teil der Sprache, die sie unglaublich vielfältig macht. Viele Wörter , die man im Nachbarort schon nicht benutzt, weil man eigene hat, verschwinden aus dem Alltag. Zum Teil auch, weil es Gegenstände, die diese Wörter beschreiben, im Alltag gar nicht mehr gibt und weil ganze Berufe aussterben, sagt Christel Keller. Das Schöne sei aber, sagt Hahn, dass man solche Wörter sammeln kann - "wie andere wertvolle Dinge" .

Christel Keller und Lutz Hahn sind Sammler und Bewahrer von Wörtern. Sie sind aber nicht nur Archivare. Sie wollen die Sprache ihrer Heimat am Leben halten. Deshalb hat Hahn vor 15 Jahren mit rund 30 Gleichgesinnten den Mundartring Saar gründet. Deshalb hat sich Keller der Runde schon bald nach der Gründung angeschlossen.

Im Mundartring sind nicht nur - wie etwa in der "Bosener Gruppe" - Autoren versammelt. Dort treffen sich Menschen, die ihren Dialekt erforschen, über Feinheiten reden, dazu beitragen wollen, dass er weiter gesprochen wird.

Die Mitglieder des Vereins ziehen zu Lesungen mit eigenen Texten oder "Klassikern der saarländischen Mundart " durchs Land, sie feiern gemeinsam und sammeln Texte in ihrer Quartalszeitschrift. Das sei mitunter alles recht mühsam, mache aber große Freude, sagen Keller und Hahn. Und mit mehr Aktiven könne man natürlich noch mehr tun. Junge Menschen erreichen zum Beispiel - über die Schule, über Comics mit Mundart-Sprechblasen, mit Theater, mit einem Dichter-Wettstreit, den die sprachbegeisterten jungen Menschen Poetry Slam nennen.

Für viele Vorhaben fehle die Kraft. "So dabba", also so schnell, wie man wolle, gehe es nicht immer voran. Aber immerhin, man arbeite mit dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien an Materialien, die Lehrern helfen sollen, Mundart in der Schule zum Thema zu machen.

An die Jungen komme man bisher nicht ran. Aber: "Wenn ich durch die Stadt gehe, höre ich auch bei vielen jungen Leuten Mundart ", sagt Christel Keller. Das sei auch absolut klar, denn: "Viele Sachen kann man gar nicht auf Hochdeutsch verzähle."

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Auf einen Blick Der Mundartring Saar hat rund 100 Mitglieder. Etwa 80 weitere Freunde der Mundart haben die Quartalszeitschrift des Vereins abonniert. Für Mitglieder ist sie kostenlos. Aufgabe des Vereins ist die Pflege der Mundarten im Saarland (einen einheitlichen saarländischen Dialekt gibt es nicht). Der Vorstand des Vereins setzt sich zusammen aus Lutz Hahn (Herbitzheim ), Hans-Peter Spelz (Beckingen-Honzrath), Birgit Klein (Nalbach), Peter Stolz (Heckendalheim), Christel Keller (Saarbrücken), Jürgen Trouvain (Saarbrücken). Die nächsten Veranstaltungen: Mundartnachmittag im Vereinsheim Rehlingen-Siersburg mit dem Verein für Kultur und Karneval am Sonntag, 9. Oktober, 16 Uhr. Vorweihnachtlicher Mundartnachmittag am 27. November, 15 Uhr, bei der Volkshochschule in Lebach. Kontakt zum Vorstand: Lutz Hahn, E-Mail luhahn1@t-online.de ols mundartring-saar.de

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