Rat gegen Schutzgebiet-Ausweisung

Gersheim · Nur ein Ratsmitglied stimmte im Gemeinderat Gersheim nicht gegen die Ausweisung des „Natura 2000 Gebiets Blies“ als Landschaftsschutzgebiet. Bürgermeister Rubeck befürchtet Tourismus-Einschränkungen.

 Wird das neue Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, ist das Kanufahren auf der Blies zu bestimmten Zeiten nicht mehr erlaubt. Ein Rückschlag für den Tourismus. Foto: Elke Dubois

Wird das neue Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, ist das Kanufahren auf der Blies zu bestimmten Zeiten nicht mehr erlaubt. Ein Rückschlag für den Tourismus. Foto: Elke Dubois

Foto: Elke Dubois

Nach einer Vorgabe des saarländischen Umweltministeriums hatte die Gemeinde Gersheim , hier der Gemeinderat, Stellung zu nehmen zu dem "Natura 2000-Gebiet Blies", das als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen sei. Dies, so in der Sitzungsvorlage für die Gemeinderäte, sei aus "europarechtlichen Gründen" erforderlich. Das geplante Schutzgebiet umfasst Flächen in den Städten Blieskastel, Homburg, Neunkirchen und Bexbach, sowie der Gemeinde Kirkel und eben Gersheim . Hier sind die Gemarkungen Walsheim, Herbitzheim, Bliesdalheim, Gersheim und Reinheim betroffen.

Gersheims Bürgermeister Alexander Rubeck nannte das Ganze in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend ein "ärgerliches Thema", denn am Ende stünden dann über 42 Prozent der Gemeinde Gersheim sozusagen "unter Schutz". Und diese Schutzzonen bedeuteten, so der Verwaltungschef, "immer auch eine Einschränkung der Nutzung". Zudem hemmten solche Gebiete unter Umständen auch die weitere Entwicklung der Gemeinde. "Grotesk" nannte Rubeck auch die Tatsache, dass nach den vorgegebenen Richtlinien dann auch das Kanufahren auf der Blies, zumindest zu bestimmten Zeiten, nicht mehr erlaubt sei. Erst kürzlich etwa habe man in Reinheim und auch auf französischer Seite Kanuanlegestellen installiert.

Und sowohl der Kreis wie auch die Saarpfalz-Touristik oder der Biosphärenzweckverband bemühten sich um eine Stärkung der touristischen Attraktivität der Region. Und dieses "zarte Pflänzchen", wie es Rubeck nannte, könne nun zerstört werden.

Christine Streichert-Clivot, Vorsitzende der SPD-Fraktion , erinnerte an die Ausweisung der Hochwassergebiete und wollte wissen, wie dies mit der Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten zusammengehe. Dieter Kruse (SPD ) hatte beobachtet, dass sich entlang der Blies sowohl das indische Springkraut als auch die kanadische Goldrute immer mehr ausbreiteten, was indes nicht gewollt sein könne. Der Ausdehnung dieser Pflanzen werde man nicht mehr Herr, wenn man dieses Gebiete nun als Landschaftsschutzgebiete ausweise. Die Ausweisung zum Schutzgebiet, so auch die Meinung der anderen Ratsmitglieder, könne damit eher die Flora bedrohen. Jürgen Wack, Chef der CDU-Fraktion, zählte auf, dass dann im Saarpfalz-Kreis 23 Schutzgebiete ausgewiesen seien: "Man sollte dabei den Menschen nicht außer Acht lassen", so seine Mahnung. "Ich habe zwar keine große Hoffnung, dass wir etwas gegen die Ausweisung unternehmen können, aber so kann es nicht weitergehen", war das Fazit von Wack. In Gesprächen mit dem Bürgermeister von Bliesbruck in Frankreich habe er erfahren müssen, dass auch dort diese Schutzgebiete ausgewiesen würden. Aber der Spielraum für die weitere Nutzbarkeit werde viel weiter gefasst. Die Fraktionen sprachen sich gegen die Ausweisung aus, lediglich Anne Hecksteden (Grüne) stimmte nicht dagegen.

Die Verwaltung hat beim Umweltministerium angeregt, in einer öffentlichen Veranstaltung für eine oder mehrere betroffene Kommunen über die Ausweisung und ihre Auswirkungen zu informieren.

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