Alte Linde muss nicht weichen

Blieskastel · Die alte Linde auf dem Blieskasteler Schlossberg kann nach Einschätzung eines baden-württembergischen Sachverständigenbüros erhalten werden. Allerdings sei der Baum nur eingeschränkt verkehrssicher.

 Blieskastel erlebte Anfang November dieses Jahres eine Premiere, als die Zugprüfung an dieser Linde durchgeführt wurde. Das Zugseil wurde zwischen dem Baum und dem Bagger gespannt, Sensoren registrierten die Reaktionen der Holzfasern. Foto: Fredi Brabänder

Blieskastel erlebte Anfang November dieses Jahres eine Premiere, als die Zugprüfung an dieser Linde durchgeführt wurde. Das Zugseil wurde zwischen dem Baum und dem Bagger gespannt, Sensoren registrierten die Reaktionen der Holzfasern. Foto: Fredi Brabänder

Foto: Fredi Brabänder

Die 200 Jahre alte Linde auf dem Blieskasteler Schlossberg, die bei Kanal-Erneuerungsarbeiten durch einen Bagger beschädigte wurde, kann erhalten werden. Das ist das Ergebnis des Sachverständigenbüros Tanja Sachs aus Pfedelbach in Baden-Württemberg, das den Baum Anfang November dieses Jahres auf Standfestigkeit geprüft hatte (wir berichteten). Wie Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener erläutert, habe Tanja Sachs mitgeteilt, dass der Stamm der Linde unter Berücksichtigung der festgestellten Schäden und Mängel wie Fäule und hohe Neigungswerte sowie aufgrund der gewonnenen Messergebnisse und Einschätzungen "zum Zeitpunkt der Inaugenscheinnahme als bruchsicher zu beurteilen ist".

Der Baum sei als erhaltenswürdig zu beurteilen, allerdings als "eingeschränkt verkehrssicher einzustufen", so das Büro. Das bedeute, dass der Baum durch die Kanalarbeiten weiterhin beeinträchtigt werden könne und deshalb regelmäßig beobachtet werden müsse, wie Stadtpressesprecher Jens Welsch auf Nachfrage erläuterte. Zur Herstellung der Verkehrssicherheit seien bis Anfang Februar kommenden Jahres einige Maßnahmen erforderlich, beispielsweise "das Schneiden von toten, kranken, gebrochenen, beschädigten, sich kreuzenden und reibenden Ästen sowie das Vorbeugen von Fehlentwicklungen durch Schnittmaßnahmen". Darüber hinaus müsse die Linde alle neun Monate überprüft werden unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Schäden und der Vitalität. Zusätzliche Kontrollen seien nach "außergewöhnlichen Witterungsereignissen" nötig. Dabei seien die einzelnen Schritte zu dokumentieren, so die Ratschläge des Expertenbüros.

Wie berichtet, war Anfang November der alte Lindenbaum auf seine Standsicherheit überprüft worden. Diese Prüfung auf dem Schlossberg war durch das Sachverständigenbüro Tanja Sachs durchgeführt worden. Dabei wurde der Baum mit einem Greifzug unter Spannung gesetzt.

Erster Baum in der Allee

Am Stamm angebrachte Sensoren registrierten die Reaktion der äußeren Holzfasern auf die Belastung, wobei die Faserdehnung auf der Zugseite und die Faserstauchung auf der Druckseite ermittelt wurden. Weitere am Stammfuß angesetzte Neigungssensoren registrieren die Bewegungen des Wurzeltellers unter Belastung. Der erste der beiden Zugversuche erfolgte in Richtung Wohngebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der zweite in der Hauptwindrichtung. Auf Grundlage der gewonnenen Daten und unter Einbeziehung von Baumart und standortbezogenen Faktoren wurde errechnet, mit welcher Reaktion der Linde bei Windstärke zwölf zu rechnen ist. Die Untersuchung war geeignet, um die Bruch- und Standsicherheit eines Baumes hinreichend zu beurteilen, wie die Expertin Tanja Sachs bei der Prüfung betonte. Sie hatte die Daten, die von den Sensoren registriert wurden, dann im Büro ausgewertet. Der etwa 200 Jahre alte Lindenbaum ist der erste Baum in der Allee und somit der so genannte Randbaum. Gerade Randbäume müssen größere Windlasten aushalten als die weiteren Bäume in der Reihe.

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