Entscheidung erst nach Urteil

Blieskastel · Kommende Woche soll das Ergebnis der Untersuchung feststehen, bei der die Standfestigkeit einer Linde in Blieskastel geprüft wurde. Eine solche Prüfung hätte sich die SPD auch bei anderen Bäumen gewünscht.

 Gegenüber des Kindergarten-Neubaus am Schlossberg waren im Mai dieses Jahres wegen Baumaßnahmen drei über 200 Jahre alte Linden gefällt worden. Foto: Erich Schwarz

Gegenüber des Kindergarten-Neubaus am Schlossberg waren im Mai dieses Jahres wegen Baumaßnahmen drei über 200 Jahre alte Linden gefällt worden. Foto: Erich Schwarz

Foto: Erich Schwarz

"Warum denn nicht gleich so?", fragt die SPD Blieskastel die Stadtverwaltung, nachdem bei den Kanal-Erneuerungsarbeiten auf dem Schlossberg die Wurzel einer 200 Jahre alten Linde beschädigt worden war und das Abwasserwerk daraufhin in der vergangenen Woche eine Standsicherheitsprüfung anberaumt hatte. Eine solche Aktion hätten sich die Sozialdemokraten bereits früher an anderen Bäumen gewünscht.

Wie der SPD-Fraktionschef im Stadtrat, Guido Freidinger, mitteilt, habe es seit Mai dieses Jahres immer wieder massive Proteste aus der Bevölkerung wegen der Fällung dreier über 200 Jahre alter Lindenbäume an der Schlossbergstraße gegeben. Viele Bürger seien über das Vorgehen der Stadt erbost gewesen. Auch die SPD-Fraktion habe die Bürgermeisterin offiziell um eine Erklärung gebeten. "Die Stadt hatte offenbar den Auftrag zur Beseitigung dieser aus der Zeit der von der Leyen stammenden und daher durchaus als Naturdenkmale zu betrachtenden und obendrein offenbar völlig gesunden Lindenbäume erteilt, ohne dass es dafür einen akuten Anlass gab. Auf unsere Anfrage hin wurde die Hauruckaktion damit begründet, dass man befürchtet habe, dass die Bäume durch die bevorstehenden Kanalarbeiten beschädigt werden könnten", so Freidinger. Anstatt den Rat von Experten einzuholen, habe die Verwaltung sich ausschließlich mit einer Beurteilung durch den Ersten Beigeordneten Georg Wilhelm bedient. Forstdirektor Wilhelm hatte im Mai erklärt, dass die Standsicherheit der Bäume nicht mehr gewährleistet sei. Anwohner hatten andere Gründe vermutet, warum die Linden gefällt wurden. Durch den Protest gegen die Fällung auf dem Schlossberg vorgewarnt, habe die Stadt nun bei den verbliebenen Linden mehr Sorgfalt walten lassen, so die SPD .

Ergebnisse abwarten

"Anstatt vorbeugend zu fällen, hat man nun die Standfestigkeit und mögliche Schädigungen der Bäume im Anschluss an die Bauarbeiten untersucht und will erst nach Vorlage der Ergebnisse das Urteil fällen. Da fragen wir uns: Warum nicht gleich so? Dann wären die beiden Linden am Anfang der Straße vielleicht erhalten geblieben", so Guido Freidinger.

Wie berichtet, war Anfang November ein Lindenbaum auf seine Standsicherheit überprüft worden. Diese Prüfung auf dem Schlossberg war durch das Sachverständigenbüro Tanja Sachs aus Pfedelbach in Baden-Württemberg durchgeführt worden. Dabei wurde der Baum mit einem Greifzug unter Spannung gesetzt. Am Stamm angebrachte Sensoren registrierten die Reaktion der äußeren Holzfasern auf die Belastung, wobei die Faserdehnung auf der Zugseite und die Faserstauchung auf der Druckseite ermittelt wurden. Weitere am Stammfuß angesetzte Neigungssensoren registrieren die Bewegungen des Wurzeltellers unter Belastung. Der erste der beiden Zugversuche erfolgte in Richtung Wohngebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der zweite in der Hauptwindrichtung. Auf Grundlage der gewonnenen Daten und unter Einbeziehung von Baumart und standortbezogenen Faktoren wird errechnet, mit welcher Reaktion der Linde bei Windstärke zwölf zu rechnen ist. Die Untersuchung sei geeignet, um die Bruch- und Standsicherheit eines Baumes hinreichend zu beurteilen, wie die Expertin Tanja Sachs bei der Prüfung betonte. Sie wird die Daten, die von den Sensoren registriert wurden, im Büro auswerten. Das Ergebnis der Überprüfung soll kommende Woche bekannt gegeben werden.

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