Das Folk-Experiment in Blieskastel ist geglückt

Blieskastel · Die Zuschauer wollen für die Zukunft eine Zugabe: Die Premiere des Folk-Festivals sahen und hörten freitags rund 220 Besucher.

 Die Band „Hexeschuss“ beim 1. Blieskasteler Folkfestival auf der Bühne der Bliesgau-Festhalle. Foto: Cornelia Jung

Die Band „Hexeschuss“ beim 1. Blieskasteler Folkfestival auf der Bühne der Bliesgau-Festhalle. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Erstmalig fand an zwei Tagen in Blieskastel ein vom Kulturamt organisiertes Folk Festival in der Bliesgau-Festhalle statt. Es war ein Experiment, das man als geglückt bezeichnen kann. Und mehr als das. Denn die Zuschauer wünschen sich für die Zukunft eine Zugabe. Am Freitagabend kamen um die 220 Gäste, um zwei guten Bekannten der saarländischen Folkszene zuzuhören. Bei dem Duo, bestehend aus zwei Sängern und zwei Gitarren in Personalunion, wussten Musikkenner, auf was sie sich einließen. Handgemachte Musik, von Interpretationen bis Eigenkompositionen kamen beim Publikum gut an, doch die heimlichen Lieblinge der Besucher waren "Broom Bezzums", die zeitgenössische Interpretationen bekannter Folkstücke zum Besten gab und so Altbekanntem ihren persönlichen Stempel aufdrückte.

Sie gewannen nicht von ungefähr drei Mal den deutschen Rock- und Pop-Preis und für ihr aktuelles Album den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Mark Bloomer und Andrew Cadie beherrschen die Folk-Klaviatur beim Repertoir mit traditionellen Liedern, überraschenden Coverversionen, keltischen Tänzen, aber auch bei der Instrumentenauswahl mit Geige, Gitarre, Mandola und nordenglischem Dudelsack. Die beiden sind Originale und originell, was bereits aus der Moderation einen eigenen Programmpunkt machte.

Sie waren am vergangenen Freitag die Lieblinge der Herzen. Und wer von den "Folk-Blut"-Musikern nicht genug bekam, konnte sich am Samstag bei "Hexeschuss" und "Marx Rootschilt Tillermann" Nachschlag holen. Die Halle war gut gefüllt und es dauerte nicht lange, da wurden die Besucher ohne Sitzplatz vom Folk-Virus erfasst und tanzten ausgelassen mit. Auch auf den Sitzplätzen sorgte "Hexeschuss" für Bewegung in den Reihen, indem geschunkelt, mitgesungen und der Rhythmus auf den Schenkeln mitgeklopft wurde. Die gute Laune und der Spaß an der Musik von der grünen Insel mit den vielen Flüssen schwappte in den Saal über. Ihre aufs Wesentliche runter gebrochene Übersetzung des Titelinhalts, die vor jedem Stück spaßig unters Folk-Volk gebracht wurde, machte den Auftritt rund.

Geschichten über gebrochene Herzen, Auswanderungen, die Natur, whiskeytrinkende Iren oder einer Massenschlägerei beim Leichenschmaus wurden vom Publikum gefeiert. "Kein Irish-Folk-Konzert ohne Molly Malone, da müsst ihr mitsingen", so die Bandmitglieder, bevor sie die Altmeister des Folk "Marx Rootschilt Tillermann" ankündigten. "Die haben es jetzt schwer", vermutete eine Besucherin in der Umbaupause. Dass dem nicht so war, war der unglaublich stimmlichen und instrumentalen Harmonie der Band zu verdanken, die es bereits seit 42 Jahren gibt. "Jetzt ist Schluss mit lustig", kündigten sich die fünf Musiker an. Das versprochene bunte Programm aus vielen eigenen Titeln wurde mit dem nötigen Ernst, aber auch einem gehörigen Schuß Ironie dargeboten.

Sie selbst seien harte Jungs und "durch jahrelangen Gesang gestählt", hieß es beispielsweise bei der Ankündigung des Titels "Bad boys feel blue".

Sie nahmen sich auch selbst auf die Schippe. "Die Buben haben den Ton gehalten, in C-Dur angefangen und auch wieder aufgehört. Das gibt's auch nicht immer", sagte Michael Marx zum Zusammenspiel. Dabei stapelten sie tief, denn jeder Song für sich war ein Erlebnis. Aber es kam auch nicht auf die Perfektion an, sondern die inneren Werte. Und die haben die Gruppen auf ganz eigene Weise erlebbar gemacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort