Symbolisches Pflegen der Erinnerung

Blieskastel · Am Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, 27. Januar, wurde auch in Blieskastel an die von den Nazis Ermordeten erinnert.

 Unterstützt von der Landtagsabgeordneten Barbara Spaniol reinigten Antonio Reda und Dieter Geis (von links) am Eingang zur Blieskasteler Gerbergasse die Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Musikalisch umrahmt wurde die Aktion von Gaby Klees mit der Gitarre. Foto: Fredi Brabänder

Unterstützt von der Landtagsabgeordneten Barbara Spaniol reinigten Antonio Reda und Dieter Geis (von links) am Eingang zur Blieskasteler Gerbergasse die Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Musikalisch umrahmt wurde die Aktion von Gaby Klees mit der Gitarre. Foto: Fredi Brabänder

Foto: Fredi Brabänder

Vor 72 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. An die Opfer des Nationalsozialismus haben am Freitag nicht nur Politiker in Berlin und Saarbrücken mit Gedenkfeiern erinnert (wir berichteten), sondern auch in Blieskastel wurde der Ermordeten und Verschleppten gedacht. Wenige Passanten schauten allerdings nur kurz interessiert zu, als die Blieskasteler Mitglieder der Linken, Dieter Geis und Antonio Reda, sowie die Landtagsabgeordnete Barbara Spaniol am Freitagnachmittag die so genannten Stolpersteine an der Ecke Zweibrücker Straße/Gerbergasse reinigten. Gaby Klees aus Wolfersheim spielte Gitarre und sang dazu Lieder gegen Verfolgung und Faschismus. Dabei zitierte sie Berthold Brecht: "In den finsteren Zeiten, wird da auch gesungen werden? Da wird auch gesungen werden. Von den finsteren Zeiten." In Messing eingravierte Namen auf den Pflastersteinen neben dem Fotogeschäft Roman Schmidt erinnern an Blieskasteler Opfer des Nationalsozialismus. Die Steine wurden blitzeblank gereinigt, ein symbolischer Akt, um der ermordeten Bürgerinnen und Bürger zu gedenken.

Ende Mai 2009 hatte der aus Köln stammende Künstler Gunter Demnig diese Stolpersteine gegen das Vergessen gelegt. In Blieskastel war damit ein Projekt des Künstlers fortgesetzt worden, das die Vertreibung und Vernichtung der Juden, politisch Verfolgter, Zeugen Jehovas und anderer Opfer während des Nazi-Regimes lebendig erhält. Dieter Geis hatte die Aktion damals initiiert, unterstützt von seinen Parteifreunden. Im Vorfeld hatte Geis betont, dass es sich nicht um eine Parteiangelegenheit handele, sondern dass diese Aktion für alle Bürger der Stadt eine große Bedeutung haben müsse.

Bei dem Gedenken am Freitagnachmittag wurde darauf hingewiesen, dass die Pflege der Pflastersteine jährlich erfolge, um das Gedenken an die verschleppten und ermordeten Mitbürger aufrecht zu erhalten. Die Reinigung der Steine sei vor allem ein symbolisches Pflegen der Erinnerung. "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg", müsse die Parole lauten. Geis und Reda reinigten auch noch Stolpersteine in der Kardinal-Wendel-Straße und in Niederwürzbach. Mit der Geschichte der Juden in Blieskastel hat sich auch der Grüne Martin Dauber, der bis 2014 auch im Stadtrat war, beschäftigt. Anlässlich der Reichspogromnacht führte er schon oft seine Gäste zu "Stationen jüdischen Lebens" in der Barockstadt. Auf Antrag der Grünen im Blieskasteler Ortsrat war im Sommer 2010 in der Straße "An der Stadtmauer" in Blieskastel-Mitte ein Hinweisschild angebracht worden, das die Besucher der Stadt darüber informiert, dass diese Straße bis ins Jahr 1935 einmal den Namen "Judengasse" trug. Die Judengasse war von den Nationalsozialisten in "Straße am Schlangenbrunnen" umbenannt worden.

Nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war die Straße nach Angaben von Martin Dauber auf Anordnung des amerikanischen Ortskommandanten wieder in Judengasse umbenannt worden. Im Jahr 1955 hatte die Gasse auf Beschluss des Stadtrates den Namen "An der Stadtmauer" erhalten.

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 In der Straße An der Stadtmauer in Blieskastel-Mitte weist seit einigen Jahren auf Initiative der Grünen ein Zusatzschild darauf hin, dass die Straße einmal Judengasse hieß. Foto: Joachim Schickert

In der Straße An der Stadtmauer in Blieskastel-Mitte weist seit einigen Jahren auf Initiative der Grünen ein Zusatzschild darauf hin, dass die Straße einmal Judengasse hieß. Foto: Joachim Schickert

Foto: Joachim Schickert

Gedenken an Nazi-Opfer Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Er ist als Jahrestag bezogen auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt.

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