Die Oberlinger-Orgel war der Star

Oberbexbach · Ein tolles Programm bekamen die Zuhörer in der evangelischen Kirche Oberbexbach geboten: Barocke Klänge standen neben Jazz-Stücken; Organist Christoph Jakobi und Saxophonist Thomas Girard sorgten für ein spannendes Hörerlebnis.

 Steffen Ulrich, Thomas Girard, Anne Kathrin Gratz und Christoph Jakobi begeisterten in Oberbexbach bei einer außergewöhnlichen Orgelnacht. Foto: Cordula von Waldow

Steffen Ulrich, Thomas Girard, Anne Kathrin Gratz und Christoph Jakobi begeisterten in Oberbexbach bei einer außergewöhnlichen Orgelnacht. Foto: Cordula von Waldow

Foto: Cordula von Waldow

Ein ganz außergewöhnliches Orgelkonzert begeisterte am Samstagabend in der evangelischen Kirche Oberbexbach mehr als 70 Musikfreunde. In zwei ganz unterschiedlichen Teilen erlebten die Zuhörer die prächtige Oberlinger-Konzertorgel an der Stirnseite des Gotteshauses hinter dem Altar im ersten Teil mit traditioneller, zumeist barocker Orgelliteratur. Im zweiten Teil staunten sie, wie wundervoll Orgel und Saxophon klanglich harmonieren und wie einfach eine Kirche zum Jazzkeller wird.

An Stelle der erkrankten Querflötistin Jessica Weißenauer trat Organist Christoph Jakobi spontan mit Sopranistin Anne Kathrin Gratz auf. "Wir haben schon gemeinsam musiziert, berichtete die 31-jährige Musikerin aus Dillingen. Absolut professionell musizierte das Duo, als habe es nie eine Programmänderung gegeben. Mit dem Praeludium und Fuge in C-Dur von Johann Heinrich Buttstett hatte Jakobi einen heiteren, polyphonen Einstieg gewählt. Bald leicht perlend und hüpfend, bald gewaltig, interpretierte der Organist höchst ausdrucksstark die anspruchsvolle Toccata d-moll von Johann Sebastian Bach und inszenierte damit auch das einzigartige Instrument. Mit den reich verzierten Variationen in der Partita über den Choral "Wie schön leucht und der Morgenstern" von Dietrich Buxtehude ließ Christian Jakobi ganz unterschiedliche Registrierungen der Konzertorgel ertönen. Das Prelude in Classic Style das zeitgenössischen Komponisten Gordon Young (1919 bis 1998) endete nach heiteren, fast gesanglich-tänzerischen Partien mit einem symphonischen Finale. Die reinen Orgelsätze wechselten mit dem begleiteten Gesang. Während der beiden Arien auf dem "Messias", die Anne Kathrin Gratz im englischen Original darbot, konnte man eine Stecknadel fallen hören. Noch eindrucksvoller wirkte ihre höchst wandlungsfähige Stimme bei dem "Biblischen Lied" "Gott ist mein Hirte" von Antonin Dvorak - glasklar und innig erklang es zart und kraftvoll zugleich.

Von Popsong bis Kirchenlied

In der Pause wurde den angebotenen Leckereien kräftig zugesprochen. Danach konnten die Zuhörer fasziniert in den interessanten Kompositionen und Arrangements schwelgen, die Bezirkskantor Steffen Ulrich gemeinsam mit dem Saxophonisten Thomas Girard erklingen ließ. "Eine Orgel ist technisch betrachtet auch ein 'Blasinstrument'", erklärte der Kirchenmusiker. Das Duo hatte bekannte Hits wie "Water of Love" von den Dire Straits oder "Tears in Heaven" von Eric Clapton ebenso arrangiert wie die Kirchenlieder "Lobe den Herren" oder "Korn, das in die Erde". Das Scherzo Latino kombinierte barockes Präludium mit südamerikanischen Rhythmen. Bei dem romantischen Hochzeits-Song "The Wedding" von Abdullah Ibrahim konnte man ins Träumen geraten. "Panama" von Thomas Girard ist ein modernes Jazzstück, ein rasantes Zwiegespräch zwischen Saxophon und Orgel. Nach dem jazz-rockigen, synkopischen "Pipes of Steel"erklatschte sich das Publikum nach bald drei Stunden stehend noch eine Zugabe.

Thomas Schneider aus der Nähe von Kusel war "erst etwas skeptisch", wie wohl Saxophon und Orgel passen mögen. "Ich bin mehr als positiv überrascht von den tollen Harmonien", staunte der 38-Jährige. Besonders begeistert hat ihn die abwechslungsreiche Vielfalt und die außergewöhnliche Zusammenstellung des Konzerts.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort