Tiefe Einblicke in den Schulalltag

Bexbach · An der Bexbacher Waldorfschule kann das Abitur nach 13 Schuljahren gemacht werden, erklärte Pädagogin Susanne Arnold im Rahmen des Tags der offenen Tür. Geboten wurde auch ein reichhaltiges Bühnenprogramm.

 Schüler der ersten bis fünften Klasse tanzten einen Reigen beim Tag der offenen Tür der Waldorfschule in Bexbach. Foto: Sebastian Dingler

Schüler der ersten bis fünften Klasse tanzten einen Reigen beim Tag der offenen Tür der Waldorfschule in Bexbach. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

Dass es in einer Waldorfschule etwas anders zugeht als in einer Regelschule, ist hinlänglich bekannt. Dennoch gibt es neben den Unterschieden auch Gemeinsamkeiten mit den gewöhnlichen Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. Der Lehrerin Susanne Arnold, die auch im Vorstand der Waldorfschule sitzt, war es am Tag der offenen Tür der Freien Waldorfschule Saarpfalz in Bexbach am vergangenen Samstag wichtig, darauf hinzuweisen, dass auch an ihrer Schule das Abitur nach 13 Jahren gemacht werden kann - und zwar nach dem saarländischen Lehrplan. "In Klasse 13 fällt der Waldorf-Teil weg, da bereiten sich dann die Schüler intensiv aufs Abitur vor", erklärte die Waldorf-Pädagogin.

Anders als an anderen Schulen wird der Lernstoff in so genannten Epochen vermittelt: Das bedeutet, dass die Schüler sich über einen längeren Zeitraum immer die ersten beiden Stunden nur mit einem Thema befassen. "Zum Beispiel haben die Fünftklässler drei Wochen lang von 8.10 Uhr bis 9.50 Uhr Geschichte - so kann man ein Thema vertiefend darstellen", erklärte Arnold. "Ich finde, das ist ein gutes System. Wenn wir in Deutsch eine Lektüre machen, dann ist das nicht drei Mal die Woche, sondern wir bleiben da jeden Tag dran", sagte der Zwölftklässler Michel Scherschel. Ihm gefielen auch die Praktika, die er in Luxemburg auf einem Bio-Bauernhof und in den USA bei einer Ferienbetreuung von Kindern absolvierte. Waldorfschüler bleiben bis zur achten Klasse bei einer Lehrerin oder einem Lehrer im Hauptunterricht; danach beginnt der Oberstufenbereich, weiterhin mit Epochenunterricht und waldorf-spezifischen Fächern, aber auch mit der gezielten Vorbereitung auf die konventionellen Bildungsabschlüsse.

Ansonsten gibt es seit letztem Schuljahr eine Wahlpflichtschiene in der Oberstufe; das kann ein Kurs in Philosophie sein, ein Filmprojekt, Sport oder die Reinigung eines Biotops. "Im Fachunterricht unterrichten wir ab Klasse elf in Leistungsgruppen", sagte Arnold.

Wie immer am Tag der offenen Tür zeigten die Schüler ein reichhaltiges Bühnenprogramm. "Was Sie jetzt auf der Bühne sehen, ist Schulalltag", so kündigte Musiklehrer Michael Jung die Darbietungen an. Zunächst tanzten Kinder der ersten bis fünften Klasse einen Reigen mit zum Teil schon schwierigen Schrittfolgen. Die Zweitklässler führten anschließend die bekannte Kindergeschichte von der Maus Frederick als Theaterstück auf - der junge Hauptdarsteller konnte da viel Applaus einheimsen. Die dritten und vierten Klassen trugen zwei Kanons und ein Gedicht vor, das mit langen Holzstöcken rhythmisch untermalt wurde. Musiklehrer Michael Bernhardt warnte danach entschuldigend vor, dass für die Flötenaufführung der fünften Klasse wenig Zeit zum Üben geblieben sei - aber dann klappte das Stück, bei dem die Flötisten eine Choreografie zeigten, doch sehr gut. Die sechste Klasse wiederum stellte in einem szenischen Spiel die Biografie Beethovens nach, ehe die zehnte Klasse mit einem englischen Song über Trigonometrie gleich drei Fächer abdeckte: Musik, Mathematik und Englisch.

Zum Abschluss sang der Chor der Schüler , Eltern und Lehrer zwei Songs, darunter Simon and Garfunkels "Bridge Over Troubled Water", das mit einem herrlichen Freud'schen Versprecher, nämlich "Bridge Over Trumpled Water" angekündigt wurde.

Natürlich hatten interessierte Eltern und ihre Kinder auch die Gelegenheit, in den Unterricht der Waldorfschule hinein zu schnuppern: Plastizieren wurde ebenso angeboten wie Kerzenziehen oder das Werken mit Speckstein. Überhaupt legt die Schule großen Wert auf das Handwerk. Neu sind die Hühner, die im Schulgarten gehalten werden. Im Sommer beherbergt die Schule auch Bienenvölker.

Der Ganztagsbereich wird in zwei Formen angeboten: bis 15 Uhr und bis 17 Uhr. Zur Frage nach der Finanzierung sagte Schulsekretärin Julia Müller: "Der Familienbeitrag beträgt pro Monat 289 Euro, das umfasst Kindergarten und Schule." Wer also mehrere Kinder zur Waldorfschule schickt, profitiert vom Einheitsbetrag. "Wir führen aber Finanzgespräche durch, wenn eine Familie diesen Beitrag nicht leisten kann. Dann werden angemessene Beträge festgelegt", sagte Susanne Arnold. Derzeit hat die Waldorfschule 371 Schüler ; es ist aber in allen Klassen noch Kapazität frei.

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