Sprachmittler können für Migranten Brücken bauen

Homburg · Zurzeit wird durch das in Homburg ansässige „Netzwerk Integration“ intensiv daran gearbeitet, einen Pool für Sprachmittler aufzubauen. Sie können Migranten etwa beim Umgang mit Behörden unterstützen.

Fast täglich liest man in den Medien über Flüchtlinge aus Bürgerkriegsgebieten wie Syrien oder Menschen, die sich infolge der EU-Osterweiterung auf den Weg nach Deutschland gemacht haben. Oft herrscht Sprach- oder Verständnislosigkeit zwischen den Behörden und den Zuwanderern. Benötigt werden hier Menschen, die die gleiche Sprache sprechen und in der Lage sind, Brücken zu bauen. Das in Homburg ansässige "Netzwerk Integration", dem verschiedene Träger der freien Wohlfahrtpflege wie Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Internationaler Bund und viele andere angehören, arbeitet zurzeit daran, einen Pool von Sprachmittlerinnen und Sprachmittlern aufzubauen.

Beim Frauenbüro des Saarpfalz-Kreises, das bereits seit fünf Jahren mit großem Erfolg Projekte zur Integration von Menschen aus Drittstaaten durchführt und diesen Pool organisiert und verwaltet, startete zu diesem Zweck der IHK-Zertifikatslehrgang Sprachmittler. Im Rahmen des vom Europäischen Integrationsfonds (EIF) geförderten Projektes Vielfalt im Dialog (VID) veranstaltet das Frauenbüro bereits seit 2012 jährlich eine zehnmonatige Schulung zur "Interkulturellen Multiplikatorin", wie es in der Mitteilung weiter heißt. Etwa 30 Frauen aus verschiedenen Ländern, darunter auch Deutsch-Muttersprachlerinnen, haben daran mit viel Engagement und Freude teilgenommen. Ziel ist es, die Teilnehmerinnen durch umfassendes Training zu befähigen, sich für die Integration von Migranten und ihren Familien einzusetzen, ihnen bei ihren verschiedenen Problemen kultursensibel und kompetent zur Seite zu stehen. Schon heute sind bereits Teilnehmerinnen der beiden vergangenen Maßnahmen im Einsatz.

Der IHK-Lehrgang Sprachmittler ist ein wichtiger Baustein der in diesem Jahr stattfindenden Aufbauqualifizierung. Er schließt mit einem bundesweit anerkannten Zertifikat ab. In rund 200 Unterrichtseinheiten werden Drittstaatsangehörige und andere Frauen mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache gut beherrschen, in sieben Modulen zur Sprachmittlerin ausgebildet. Auf dem Stundenplan stehen interkulturelles Kompetenztraining, Sensibilisierung bezüglich der Migrationserfahrungen, Dolmetsch- und Übersetzungstechniken und vieles mehr. Auch einem fundierten Institutionenwissen wird große Bedeutung eingeräumt: Schließlich geht es in der späteren Praxis nicht nur darum, im wahrsten Sinne die Sprachlosigkeit zu überwinden, sondern auch bei Behördengängen zu vermitteln und zur Seite zu stehen.

Die insgesamt 28 Teilnehmerinnen kommen aus verschiedenen Ländern, etwa aus Jordanien, Russland, Iran, Syrien, der Ukraine oder Rumänien.

Zur Vorbereitung auf die Schulung konnten sie ein vierwöchiges intensives Sprachtraining sowie ein spezielles Wortschatz-Training mit Hilfe zweier Sprachdozentinnen absolvieren. In zwei Gruppen wird im Anschluss entweder die Schulung zur Sprachmittlerin durchgeführt oder - daran können auch die Deutsch-Muttersprachlerinnen teilnehmen - eine Schulung in Patenschaft oder Mentoring und Beratung.

Bei letzterer wird neben der Interkulturellen Kompetenz auch noch großer Wert auf ein Training in Konfliktbewältigung, Mediation gelegt, um in kulturbedingten Konfliktsituationen angemessen reagieren und vermitteln zu können.

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