Porträt Von Bierbach nach Chattanooga

Blieskastel · Fünf Millionen Deutsche wanderten zwischen 1820 und 1920 in die USA aus. Einer von ihnen war Jacob Müller aus Bierbach. Er suchte in Ohio sein Glück – und fand sogar Öl.

 Der Bierbacher Auswanderer Jacob Müller (sitzend) um 1900 mit seiner vielköpfigen Familie. 1871 war er in die USA gegangen, wo er als Farmer in Ohio heimisch wurde. Foto: Kerstin Rech

Der Bierbacher Auswanderer Jacob Müller (sitzend) um 1900 mit seiner vielköpfigen Familie. 1871 war er in die USA gegangen, wo er als Farmer in Ohio heimisch wurde. Foto: Kerstin Rech

Foto: Kerstin Rech

Es waren keine guten Zeiten, 1870. Der Deutsch-Französische Krieg tobte. In der Bierbacher Dorfchronik kann man nachlesen, dass das Donnern der Geschütze auf den Spicherer Höhen bis nach Bierbach, heute ein Ortsteil von Blieskastel , zu hören war. Im diesem Jahr traf der 27-jährige Tagelöhner und Kleinbauer Jacob Müller eine Entscheidung, die sein weiteres Leben völlig verändern sollte.

Es waren nicht nur der Krieg und die materielle Not, die ihn dazu brachten. Seine Urenkelin Karen Miller-Bennett fand bei der Recherche ihrer Familiengeschichte heraus, dass 1870 für Jacob auch persönlich ein schweres Jahr war. Seine Frau Sophia starb im Kindbett. Wenige Monate später starb auch sein Vater Johann. Diese Schicksalsschläge bewogen den jungen Mann nach Amerika auszuwandern, wie es vor ihm schon etliche Bierbacher getan hatten. Mit ihm zogen seine Mutter Marie und die beiden Schwestern Catherine und Margaret, die mit den ebenfalls aus Bierbach stammenden Brüdern Jacob und Phillip Linn verheiratet waren.

Nicht unerheblich für seine Entscheidung dürften auch die Briefe gewesen sein, die der Bruder seiner Mutter, Christian Kessler, geschrieben hatte. Christian war schon 1849 in die Neue Welt aufgebrochen. In seinen Briefen berichtete er begeistert vom günstigen Farmland.

Mit wenigen Habseligkeiten bestiegen Jacob Müller und seine Angehörigen am 31. Mai 1871 in Bremen das Schiff namens "Bremen". 16 Tage dauerte die beschwerliche Überfahrt. Am 15. Juni 1871 kamen die Bierbacher in New York an. Die deutschen Auswanderer bildeten damals die größte nicht englischsprachige Gruppe in den USA. Das "deutscheste" Siedlungsgebiet lag in Pennsylvania, wo schon im Jahre 1683 der Ort Germantown gegründet wurde. Weitere von den deutschen Siedlern bevorzugte Staaten waren Maryland und New York. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auch Wisconsin, Missouri und Ohio vermehrt angesteuert. Jacob und die Seinen zog es nach Chattanooga, Mercer County, in Ohio , nahe der Grenze zu Indiana. Dort hatte sich schon sein Onkel Christian Kessler niedergelassen.

1873 kaufte sich Jacob in Black Creek Township zwei Meilen nördlich von Chattanooga für 1600 Dollar rund 32 Hektar Land. Auf dem fruchtbaren Ackerland baute er seine Farm, auf der er bis zu seinem Tod lebte. Um 1900 entdeckte er auch fünf Ölquellen auf seinem Land. Sie waren aber nicht sehr ergiebig. 1876 nahm Jacob die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Ein Jahr später heiratete er Margaretha Stroebel. Die beiden bekamen zwei Söhne, Johann Peter und Christian. 1882 starb Margaretha, Jacob heiratete im selben Jahr noch die aus Württemberg stammende Christina Rück.

Um 1900 änderte er seinen Namen Müller in Miller, das machte ihn endgültig zum Amerikaner, obwohl er die Sprache nie richtig erlernt hatte. Jacob Miller starb am 15. Juni 1918 im Alter von 75 Jahren. Seine Farm gibt es heute noch. Sie wird nunmehr von seiner Urenkelin Karen Miller-Bennett und ihrer Familie bewirtschaftet.

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