Unendliche Weiten erkunden

Speyer · Völlig losgelöst: Im Technik-Museum Speyer ist die größte Raumfahrtausstellung Europas zu sehen. Gezeigt wird die Erkundung des Weltalls vom ersten Menschen auf dem Mond bis zur ISS mit Alexander Gerst.

 Das russische Raumfahrtschiff „Buran“ stellt das Technikmuseum in Speyer im Rahmen seiner Raumfahrtausstellung aus. Foto: dpa/Wittek

Das russische Raumfahrtschiff „Buran“ stellt das Technikmuseum in Speyer im Rahmen seiner Raumfahrtausstellung aus. Foto: dpa/Wittek

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Ein echter "Moonwalker" war auch schon da. Edwin "Buzz" Aldrin, der zweite Mann auf dem Mond, setzte im Oktober 2014 seinen Fuß auf pfälzischen Boden: Im Technik-Museum Speyer sprach der ehemalige Astronaut der US-Mondmission "Apollo 11 " über die Zukunft der Raumfahrt . Denn dort steht die Raumfahrtausstellung "Apollo and Beyond" - nach Angaben des Museums die größte Europas. Auf 5000 Quadratmetern und mit etwa 600 Exponaten stellt die Schau die Geschichte der bemannten Raumfahrt von den Anfängen in den frühen 60er Jahren bis zur heutigen Internationalen Raumstation ISS dar.

Die Ausstellung ist ein Eldorado für Technikfans, die sich dafür interessieren, wie viel Hirnschmalz und Geld aufgewendet wurden, um ins Weltall zu fliegen. Uralt ist der große Menschheitstraum: Den kleinen, selbstzerstörerischen Planeten Erde zu verlassen und unendliche Weiten zu erkunden.

Eher zufällig kam der gemeinnützige, weltweit mehr als 2000 Mitglieder zählende Trägerverein des Technik-Museums vor rund zehn Jahren auf die Idee, neben Autos, Flugzeugen und Schiffen auch der Raumfahrt einen eigenen Ausstellungsbereich zu widmen. Im Golfstaat Bahrain wurde ein ausgemusterter sowjetischer "Buran"-Raumgleiter zum Verkauf angeboten. Das Museum schlug zu und ließ das 36 Meter lange Fluggerät nach Speyer schaffen.

Dort steht die riesige "Buran" nun in einer eigenen Halle, in der viele weitere spektakuläre Exponate wie ein 3,4 Milliarden Jahre altes Stück Mondgestein zu sehen sind. Der Raumfahrtjournalist Gerhard Daum aus dem südhessischen Riedstadt stellte die Sammlung zusammen. Er war auch der "Türöffner" mit guten Kontakten zu den Raumfahrtbehörden NASA , ESA und DLR, wie Museumssprecherin Corinna Handrich berichtet. Männer wie Alexander Gerst , Crewmitglied der Internationalen Raumstation ISS und ihr künftiger Kommandant, hätten in Deutschland ein neues Interesse für das Thema Raumfahrt geweckt, erzählt Handrich. Über soziale Netzwerke berichtete der 40-jährige Geophysiker und Astronaut 2014 über seine Erlebnisse im All, trat per Live-Schaltung auch in der "Sendung mit der Maus" auf.

Spektakulär ist ein Ausstellungsbereich, in dem auf einer nachgebildeten Mondoberfläche die Geschichte der Mondlandungen dargestellt wird. Vor großen Tafelwänden taucht der Besucher ein in das "Meer der Stille" - die Region, in der die Raumfähre "Eagle" (deutsch "Adler") der "Apollo 11 "-Mission am 20. Juli 1969 landete. Rund zweieinhalb Stunden dauerte am frühen Morgen des 21. Juli der "Moonwalk" der beiden Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin , der ersten Menschen auf dem Mond.

Für die USA, die ihre Flagge auf dem 380 000 Kilometer entfernten Erdtrabanten hissten, war die Mission ein politischer Triumph im jahrzehntelangen Wettlauf mit den Russen: "Der Mond ist jetzt ein Ami", titelte die "Bild-Zeitung" am 21. Juli 1969.

In der Raumfahrthalle des Museums hat sich gerade eine französische Besuchergruppe um eine große Vitrine im Ausstellungsbereich "Der Mond" gruppiert. "Dieser Stein ist nicht von Teneriffa", erklärt die Museumsführerin und zeigt auf ein schwarz-glänzendes Objekt. Das 3,4 Milliarden Jahre alte Mondgestein sei das "absolute Glanzstück" der Schau. Am 1. August 1971 schlugen es die Astronauten Dave Scott und Jim Irwin bei der zweiten "Apollo 15"-Mission von einem Basalt-Felsblock ab. Die Analyse des Mondgesteins brachte die Erkenntnis, dass Mond und Erde etwa 4,5 Milliarden Jahre alt sein müssen.

Heute sind internationale Teams ständig in der Raumstation ISS auf der Erdumlaufbahn im Einsatz. Vertreter aus 16 Nationen untersuchen dort mit wissenschaftlichen Experimenten etwa, wie sich Werkstoffe unter den Bedingungen des Weltraums verhalten.

Die Museumsbesucher erfahren auch, wie die Raumfahrer fernab der Erde leben. Interessant ist etwa ein Blick auf ihren Speiseplan mit der Weltraumnahrung: Während die Amerikaner anfangs Zuckerplätzchen mit Erdbeergeschmack knabberten, erlebten die russischen Kosmonauten kulinarische Höhenflüge: Für sie gab es nicht nur schwarzen Tee und die Suppe "Rassolnick", sondern auch Hecht in Gelee.

Das Technik-Museum Speyer ist ganzjährig ab 9 Uhr geöffnet. Öffnungszeiten sind montags bis freitags bis 18 Uhr, an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen bis 19 Uhr

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