Schloss über den Wäldern

La Petite-Pierre · Im Winter ist La Petite-Pierre eine Gemeinde mit rund 600 Einwohnern. An Sommerwochenenden drängen sich in dem malerischen Ort die Touristen. Doch gerade jetzt lohnt die Fahrt, weil es für Neugierige viel zu entdecken gibt.

 Das wuchtige Schloss von La Petite-Pierre ähnelt eher einer kantigen Burg. Über Jahrhunderte hatten wechselnde Schlossherren auf der Anhöhe die Kontrolle über den Grenzverkehr zwischen Lothringen und dem Elsass. Die Simultankirche neben dem Schloss beeindruckt mit ihren Fresken aus dem 15. Jahrhundert und wird seit 1735 von beiden Konfessionen genutzt.Fotos: Georg Bense

Das wuchtige Schloss von La Petite-Pierre ähnelt eher einer kantigen Burg. Über Jahrhunderte hatten wechselnde Schlossherren auf der Anhöhe die Kontrolle über den Grenzverkehr zwischen Lothringen und dem Elsass. Die Simultankirche neben dem Schloss beeindruckt mit ihren Fresken aus dem 15. Jahrhundert und wird seit 1735 von beiden Konfessionen genutzt.Fotos: Georg Bense

Vo n L'Alsace bossue, dem buckligen Elsass, wird in Frankreich gesprochen, wenn von einer Gegend die Rede ist, die auf der Landkarte wie ein Höcker nach Lothringen hinein gewachsen scheint. Bucklig krumm verläuft hier manches. Die Grenze zwischen Lothringen und dem Elsass schlängelt sich durch Wälder und Täler, in denen die Felsen oft eng zusammenrücken. Die Straßen sind kurvenreich und auch die vielen Bäche scheinen hier mehr Windungen hinter sich zu bringen als anderswo.

Hoch über einem wildromantischen Panorama thront auf einem Bergrücken der Ort La Petite-Pierre (dt. Lützelstein) mit einem wuchtigen Schloss, das eher einer kantigen Burg ähnelt. Ein Adlerhorst auf einem Bergsporn, der ins Tal ragt und über Jahrhunderte wechselnden Schlossherren die Kontrolle über den Grenzverkehr zwischen Lothringen und dem Elsass ermöglichte. Gravierend umgebaut hat die Burganlage Frankreichs berühmter Festungsarchitekt Sébastien Vauban, als im 17. Jahrhundert der strategisch gelegene Ort zeitweilig ins kriegerische Blickfeld des französischen Königs Ludwig XIV. geriet. Nur ein paar Schritte von dem massiven Klotz der Burg entfernt deutet weithin sichtbar ein "Zeigefinger Gottes" zum Himmel. Die Simultankirche mit ihren Fresken aus dem 15. Jahrhundert wird seit 1735 von beiden Konfessionen genutzt.

Folgt man, Burg und Kirche im Rücken, der Hauptstraße durch die Altstadt über Kopfsteinpflaster, liegt rechter Hand die Sankt-Ludwigskapelle (Chapelle Saint-Louis) mit einem historischen Museum der außergewöhnlichen Art. In der Kapelle wurde das Elsässische Siegelmuseum (Musée du Sceau alsacien) eingerichtet. Von dem Historiker Charles Houdot 1975 gegründet, ist es eine Attraktion von La Petite-Pierre . 300 Nachbildungen aus einer Zeit, als Siegel amtliche Verlautbarungen beglaubigten.

La Petite-Pierre zeigt zwei Seiten. Da gibt es die Altstadt, Schauplatz der Stadtgeschichte: mehrstöckige Häuserfronten, dicht an dicht. Von Läden geschützte Fensterreihen über- und nebeneinander bis zu den Dächern mit Fensterluken von Mansarden. Andere Eindrücke im Zentrum, rund um das Rathaus: Zeitzeichen modernen Lebens in alten Kulissen. Rechts und links wird dem Tourismus gehuldigt. Hotels und Restaurants locken mit Gourmet-Sternen. Speisekarten preisen Spezialitäten als Erlebnis der Region. Auch sie gehören zum "Abenteuer Nordvogesen", für das eine Ausstellung des "Naturparks Nordvogesen" im Schloss Besucher lockt, um sie mit der Geschichte der Region als auch mit den Angeboten moderner Freizeitkultur vertraut zu machen.

Das Städtchen, die Burg, Täler und Wälder sind begehrte Motiven von Malern, Fotografen und Literaten. René Char , einer der berühmtesten Dichter Frankreichs, 1907 unter der Sonne der Provence geboren, war während seiner Militärzeit in der Nähe von La Petite-Pierre kaserniert und vom rauen Charme der Region beeindruckt. Der "René-Char-Wanderweg" führt zu Stellen, wo seine Eindrücke Worte und Sätze wurden. Zu Gedichten im Kopf, die er mitnahm, als er ging. "Unter dem Windfang eines von Krähen gespickten Felsen / Habe ich das Verlangen nach Winter zurückgelassen." In La Petite-Pierre kommt der Frühling später als im Süden.

Zum Thema:

 Typisch französisch: ein Blick ins Zentrum von La Petite-Pierre mit dem Rathaus auf der rechten Seite.

Typisch französisch: ein Blick ins Zentrum von La Petite-Pierre mit dem Rathaus auf der rechten Seite.

 Im Siegelmuseum von La Petite-Pierre sind 300 Nachbildungen von historischen Siegeln ausgestellt.

Im Siegelmuseum von La Petite-Pierre sind 300 Nachbildungen von historischen Siegeln ausgestellt.

 Das trutzige Schloss von La Petite-Pierre beherbergt auch eine sehenswerte Ausstellung zum Naturpark Nordvogesen.

Das trutzige Schloss von La Petite-Pierre beherbergt auch eine sehenswerte Ausstellung zum Naturpark Nordvogesen.

Auf einen Blick Von Saarbrücken aus nimmt man die Autobahn Richtung Straßburg und dann die Ausfahrt Sarreunion. Weiter geht es über die D 1061 und die Abzweigung D 7 nach La Petite-Pierre . parc-vosges-nord.fr

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