Saarlouiser Geschichte(n) im Fluss

Saarlouis · Die Stadt Saarlouis steckt voller Geschichte: Vom Sonnenkönig bis zu Napoleons tapferstem Marschall. Und all das kann man jetzt in einem Comicband nachlesen – mit dem Wassergeist „Fluxus“ als Geschichtslehrer.

 Saarlouis wie es Festungsbaumeister Vauban schuf und Bernd Kissel es gezeichnet hat. Foto: Bernd Kissel/Geistkirch-Verlag

Saarlouis wie es Festungsbaumeister Vauban schuf und Bernd Kissel es gezeichnet hat. Foto: Bernd Kissel/Geistkirch-Verlag

Foto: Bernd Kissel/Geistkirch-Verlag

Stadtgeschichte bedeutet ja oft eher Kleinteiliges, wenn man nicht gerade die Historie einer Metropole nachzeichnen darf. Und Museumsmacher haben dann ihre liebe Not, das Wirken viertelwegs bedeutsamer Stadtmütter und -väter auszustellen.

Saarlouis ist da natürlich entschieden besser dran. Schon im Namen der 35 000-Einwohner-Stadt steckt schließlich große Geschichte: Louis XIV. gab der Festung, 1680 war's, seinen königlichen Namen. Und der geniale Baumeister Sébastien le Prestre de Vauban ließ die gezackten Festungsmauern hochziehen. Mit Frankreich verknüpfte sich die Stadtgeschichte auch weiterhin. Napoleons vielleicht wichtigster Heerführer, Michel Ney, der 1812 den schmählichen Rückzug der Grande Armée aus Russland absichern musste, war ein Saarlouiser Bub. Reichlich Stoff also bereits für Historiker, der im Städtischen Museum in Saarlouis in der Kaserne VI (die stammt allerdings von den Preußen und nicht von den Franzosen) auch attraktiv präsentiert wird. Damit aber nicht genug: Museumschef Benedikt Loew entwickelte gemeinsam mit dem Zeichner Bernd Kissel vor gut zwei Jahren zudem die Idee, die Geschichte Saarlouis ' höchst unterhaltsam als Comic in Szene zu setzen. Motto: Wie "Asterix " bereits Legionen von Pennälern Nachhilfe in römischer Geschichte gab, müsste das doch auch regionalgeschichtlich gehen.

Historisches in geistreiche Bilder zu verwandeln, ist quasi schon ein Markenzeichen Kissels, der mit seinem opulenten "Münchhausen"-Band mittlerweile in der Topliga deutscher Comic-Künstler rangiert. Den Grundstein dafür hat der Beruser Zeichner aber regional gelegt - mit seinen "Saarlegenden" und seinem "Saarland-Album", Comic-Reihen, die beide auch in der Saarbrücker Zeitung erschienen sind. Für die Reihe "Saarlouis im Fluss der Zeit" des Städtischen Museums kreierte er den Flussgeist "Fluxus". Der Wassermann plantschte lange vor der Stadtgründung schon in der Saar und sieht über Jahrhunderte Große wie Gernegroße kommen und gehen - vom Sonnenkönig bis in die letzte Nachkriegszeit. Und selbst als 1969 Saarlouis eine Städtepartnerschaft mit Saint Nazaire besiegelt, schwimmt Fluxus mit. Im Waschbecken der Bustoilette als nasser, blinder Passagier der Saarlouiser Delegation an die Côte d'amour. Apropos Liebe: Am Atlantik verliebt sich Fluxus sogar in Eaudette, ein kesses Meerfräulein.

Museumschef Loew schrieb die Drehbücher zu den Episoden und Kissel setzte sie gekonnt ins Bild. Zunächst waren die nur fürs Museum gedacht und wurden auch in der SZ gedruckt. Nun wurde zum Glück noch ein Buch daraus, obendrein mit Hintergründen zu den Episoden. Geschichtsunterricht also plus Bilderspaß - was will man mehr?

Bernd Kissel /Benedikt Loew: Saarlouis im Fluss der Zeit, Geistkirch-Verlag, 72 Seiten, 19,80 Euro

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