Nigg, Nagg, Mählsagg

Brigitte Veit aus Lebach-Eiweiler kennt aus ihrer Niederlinxweiler Mundart die Redensart "Mir is es ganz schuwaragsich". So sagt jemand, der sich nicht wohl fühlt. Woher kommt das Wort "schuwaragsich"? Antwort: In den Großwörterbüchern fand ich es nicht, wohl aber "schuberig = reich an verwittertem, abgeblättertem Gestein, vom Ackerboden" (Rheinisches Wörterbuch). In Kusel sagt man: "De Bollem is schuwwerich" (Pfälzisches Wörterbuch). Es ist zu vermuten, dass der schlechte Zustand des Bodens auf den schlechten Zustand eines Menschen übertragen wurde. Übrigens kam vor fünfzehn Jahren in meinen Kolumnen das Wort "schiwweraggsisch" vor, dort hieß es: "Du luuscht heit widder so schiwweraggsisch wie e Nescht voll junge Eile" (Du blickst heute wieder so scheel wie ein Nest voll junger Eulen).

Klaus Kirch schreibt, in seinem Bekanntenkreis sei der Ausspruch gefallen: "Dann soll dich der Bollux holen!" Man sei sich klar darüber gewesen, dass mit dem "Bollux" - vielleicht auch "Pollux" - der Teufel gemeint war, habe aber lange darüber diskutiert, woher dieses Wort kommen könne. Antwort: Leider kann ich diese Frage auch nicht beantworten. In meinen saarländischen Mundartwörterbüchern fand ich nichts dergleichen; im Pfälzischen Wörterbuch gibt es als halbwegs ähnliches Wort "Bolles" = 1. dicker Mensch; 2.a. Schutzmann; 2.b. Gefängnis (aus französisch police). Vielleicht weiß ein Leser mehr?

Zu dem Wort "òònsere" schreibt Hildegard Meiser aus Neunkirchen, sie kenne "aanse" als Bezeichnung für die Geräusche, die ein Säugling macht, wenn er zufrieden an der Brust trinkt. Ferner kommt sie zurück auf die Frage nach der Herkunft der Ortsbezeichnung "Helljewald" (Heiligenwald). Sie weist darauf hin, dass ein "Häldchewald" auch einen Wald bezeichnen könne, der auf einer Halde wächst, denn Halden seien nicht nur unsere "Bergehalden", sondern auch Abhänge allgemein. Damit kommt sie zum gleichen Ergebnis wie der Heimatforscher Dr. Horst Wilhelm, der in seinem Buch "Heiligenwald mein Heimatdorf" erklärt, "Wie aus einem Hangwald ein Heiligenwald wurde". Er schreibt, dass der Ort im örtlichen Dialekt "Helljewald" genannt werde, dass "Hellje" aber keinerlei mundartlichen Bezug zu "heilig" habe, sondern die mundartliche Verkleinerungsform von "Halde" sei. Damit möchte ich dieses Thema abschließen.

Bekanntlich gibt es eine Menge Sprüche für Kleinkinder, man denke an "Das iss de Daume, däär schiddeld die Flaume ..." Einen Spruch für die ganz Kleinen fand ich - leider ohne Name des Informanten - auf einem Zettel in einem Seitenfach meiner Handtasche: "Nigg, Nagg, Mählsagg, lachd er nidd, heild er nidd, dseid er sei glääne Dsähnscher nidd." Das sagt man zu einem Baby auf dem Wickeltisch, wobei man dem Kleinen an den Beinchen hochkribbelt und es beim letzten Wort an der Brust krabbelt.

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