Luther war nicht der Einzige

Saarbrücken · Theologie-Studenten zeigen eine Ausstellung zur Reformation an der Saar.

 Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau-Saarbrücken. Im Altarraum der Stiftskirche ziert ihre Skulptur den Grabdeckel. Im Hintergrund ein Banner der Reformations-Ausstellung. Foto: Becker&Bredel

Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau-Saarbrücken. Im Altarraum der Stiftskirche ziert ihre Skulptur den Grabdeckel. Im Hintergrund ein Banner der Reformations-Ausstellung. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Aus allen Ecken lächelt Martin Luther Kirchenbesuchern entgegen. Mal als Skulptur, mal als Zeichnung. Immer steht er für einen Meilenstein in der Geschichte des Christentums - die Reformation. Sie feiert in diesem Jahr 500 Jahre. "Alleine dieses Jahr sind rund zehn neue Luther-Biografien erschienen", erklärt Rieke Eulenstein von der Evangelischen Kirche im Saarland. Dabei sei Luther selbst nie im Saarland gewesen. Die Reformation hinterließ trotzdem auch hier ihre Spuren. Aber durch wen? Das erzählt die Ausstellung "Die Reformation in der Saargegend". Am Sonntag wird sie eröffnet, in der Stiftskirche in St. Arnual. Danach wandert sie bis Ende Oktober durch das Saarland. 23 Banner erzählen die Geschichte der Reformationsversuche an Saar und Blies - mit viel Text, Illustrationen und Karten. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Seminars von Studenten der Evangelischen Theologie an der Saar-Uni. Unter der Leitung der beiden Theologen Joachim Conrad und Jörg Rauber wälzten sieben Studenten im Sommersemester 2016 Bücher und Dokumente sämtlicher Archive. Auf der Suche "entdeckten sie kleine Schätze", erzählt Student Jonas Binkle. Bislang unveröffentlichte Grundrisse von Kirchen zum Beispiel. Denn die Architektur veränderte sich oft im Zuge der Reformation, erklärt Eulenstein. So wollte Luther eine erhobene Kanzel, damit jeder den Prediger sehen konnte.

Julia Fey besuchte für ihre Recherchen Kirchen in Ludweiler und St. Ingbert, bekam Material von den Gemeinden und aus dem Archiv des Bistum Trier. Ihr Thema: die Hugenotten im Saargebiet und die Reformation in der Glasmalerei. Unter dem Titel im Seminarplan konnte sich Florian Gepp zu Beginn des vergangenen Semesters zunächst nichts vorstellen. "Die Ausstellung am Ende hat den Reiz ausgemacht", sagt er.

Die 23 Banner - das Ergebnis unzähliger Stunden Literaturarbeit. Die Studenten aber sind stolz. "Mit der Ausstellung haben wir jetzt wirklich etwas zum Anfassen", sagt Andreas Schnieders. Nicht wie sonst, eine von vielen Hausarbeiten, die im Ordner verschwinden.

Und was war das Besondere an der Reformation an der Saar? Sie ging von unten aus. Bauern und einfache Leute stießen die Bewegung an. Nicht nur die Fürsten. Auf dem Gebiet des heutigen Saarlandes lagen im Zeitalter der Reformation mehrere Fürstentümer. Egal aus welcher Ecke des Saarlandes der Besucher der Ausstellung komme: "Jeder Saarländer findet sich und seinen Ort auf den Plakaten wieder", erklärt Binkle. Fast 50 Jahre Reformations-Geschichte bilden die Banner ab. In der Stiftskirche liegen einige wichtige Figuren der Reformation begraben, wie etwa Graf Philipp III. von Nassau-Saarbrücken. An der Seite ihrer lebensgroßen Stein-Skulpturen stehen jetzt bis Ende Februar die Plakate. Die historische Atmosphäre in der Stiftskirche - sie trägt die Ausstellung. Lässt die alten Reformator-Geister erwachen. Wenn die Banner Ende Februar weiterziehen, müssen sie die Geschichte alleine tragen - mit Text und Abbildungen. Zum Anfassen gibt es dann nichts mehr.

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Ausstellung wandert durch das Saarland Noch bis 26. Februar ist die Ausstellung in der Stiftskirche in St. Arnual zu sehen. Die Kirche ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Bis zum Reformationstag am 31. Oktober wird die Ausstellung dann an 17 weiteren Orten im Saarland gezeigt.

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