Frühere Journalistin führt die älteste Metzgerei Luxemburgs

Luxemburg · Bereits seit 1910 existiert die Boucherie Kaiffer in der Luxemburger Innenstadt und ist damit die älteste in Familienhand im Großherzogtum.

In vierter Generation führt Anne Kaiffer die traditionsreiche Metzgerei mit der Art-déco-Fassade, die heimische Spezialitäten wie Paté au Riesling, Traipen (Blutwurst) oder Luxemburger Schinken anbietet.

Sie selbst hat einen interessanten beruflichen Kurswechsel vollzogen. Rund zehn Jahre arbeitete sie als Journalistin für RTL. Sie war für Radio und Fernsehen vornehmlich im Kultursektor tätig. Aber dann ereilte sie der Ruf der Familie, das berufliche Erbe weiterzuführen. "Meine Schwester hat Architektur in Zürich studiert. Also habe ich Metzgerin gelernt, den Meister gemacht und es keine Sekunde bereut. Ich bin einfach gerne in der Wurstküche. Das ist alles echte Handarbeit. Mir macht diese Arbeit Freude", sagt sie gut gelaunt, während sie vom Ladengeschäft in den Keller führt, wo die hauseigene Metzgerei untergebracht ist. Die junge Frau beschäftigt 14 Mitarbeiter und macht gleich klar. "In den Restaurant-Küchen wird eher Französisch gesprochen, in der Metzgerei Deutsch." Schon erläutert sie wie Paté au Riesling (eine kalte Fleischpastete) hergestellt wird. Ein Drittel Kalb, ein Drittel Rind, ein Drittel Schwein - geschnitten und grob gehackt und rund 24 Stunden in Marinade von Riesling eingelegt. Ursprünglich war die traditionelle Luxemburger Speise als Wegzehrung für Jäger gedacht, die etwas Kaltes auf die Pirsch mitnehmen wollten und dabei nicht auf Fleisch verzichten wollten. Zuweilen wird statt Riesling auch der Mosel-Weißwein Elbling für die Marinade der Pastete genutzt. Vorwiegend auf saisonale Produkte setzte die Metzgerei - so gibt es etwa bis Ostern Foie gras oder die traditionelle Blutwurst (Traipen). Bei Letzterem werden Würste aus den Innereien und anderen Resten von Schweinefleisch verarbeitet (Fett, Schwarte, Blut plus Grünkohl). In der Boucherie mit eigener Räucherei wird alles fait maison zubereitet. Rind- und Schweinefleisch bekommt die Metzgerei von Bauern aus dem nördlichen Luxemburg und der Mosel. Der Bewohner des Großherzogtums mag es gerne deftig, aber bitteschön fein gewürzt und abgeschmeckt wie in Frankreich, weiß Anne Kaiffer. "Ich selbst mag am liebsten Kalbsleberwurst in Mehl gedreht und kurz gebraten, ganz schlicht", sagt die Meisterin, die in einer langen Tradition steht.

Schon der Urgroßvater war im Metier tätig. "Mein Opa hat mal erzählt, dass sich der Assistent des Großherzogs gemeldet hat. Man wolle die Metzgerei in den Kreis der Hoflieferanten aufnehmen. Aber er hat dankend abgelehnt. Da müsse man ja auch am Sonntag arbeiten, nur damit die großherzogliche Familie ihre frischen Steaks verspeisen kann", meint sie und muss selbst über die Bodenständigkeit ihrer Familie schmunzeln. Schon hat die Metzgerin mit einem Faible für Kultur Luxemburger Schinken in der Hand. "Das Fleisch kommt von der Limousin-Rasse hier bei uns. Unser Schinken ist relativ mager und schmeckt ein wenig wie der Schwarzwälder Schinken", sagt die quirlige Frau, die schon wieder unterwegs ist - die Kundschaft ruft.

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Die Boucherie Kaiffer befindet sich in der Fußgängerzone in Luxemburg-Stadt (77 Grand Rue, Tel. (00 352) 22 34 90

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