Er schrieb Omas Lieblingslieder

Neunkirchen · Der Saarländer Hans Bund war bis in die 50er Jahre deutschlandweit als Musiker bekannt.

 Der gebürtige Saarländer Hans Bund 1954 mit seinem Orchester bei einer Aufnahme im Rundfunkhaus in Köln. Foto: Bundesarchiv/Rolf Unterberg

Der gebürtige Saarländer Hans Bund 1954 mit seinem Orchester bei einer Aufnahme im Rundfunkhaus in Köln. Foto: Bundesarchiv/Rolf Unterberg

Foto: Bundesarchiv/Rolf Unterberg

Die "Erinnerungen an ein Ballerlebnis" waren mal ein echter musikalischer Hit, begeistert gehört und betanzt in ganz Deutschland. Der Titel ist Ihnen nicht vertraut? Dann sind Sie noch jung. Seine Blütezeit war nämlich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Aber googeln Sie trotzdem mal nach. Wenn diese Lieblingsmusik der Großeltern aus Ihrem Computer dringt, werden Sie feststellen: Die ist heute noch toll. Sie wird übrigens in Fachkreisen als "Meilenstein in der deutschen Unterhaltungsmusik" bezeichnet.

Und jetzt kommt, was dem Fundstück hierzulande seinen besonderen Charme gibt: Der Komponist war nämlich - ein Saarländer! Hans Bund hieß er, 1898 in Neunkirchen geboren. Aber Spuren hat er weder dort noch sonstwo im Saarland hinterlassen. Dabei war dieser Hans Bund zu seiner Zeit ein berühmter Berliner Unterhaltungsmusiker - Pianist, Organist, Saxophonist, Dirigent. Und eben Komponist. Von seinen Werken gibt's heute noch lange Listen. Und mit vielen berühmten Leuten seiner Zeit hat er musiziert und Schallplatten eingespielt - von Hans Albers bis Erna Sack, Fritzi Massary, Richard Tauber und Rudi Schuricke.

Vor allem aber, und das erstaunt uns heute: Der Pianist Hans Bund hat damals schon Jazz gespielt, als der vielen noch als verpönte Musik galt. 1933 war er schon mit seinem Partner Herbert Jäger als "Deutsches Klavier-Jazz-Duo" bekannt. Und sein eigenes Tanzorchester mit immerhin 15 Musikern hatte er auch schon. Er trat vor allem in Berlin auf, ging aber auch auf Tournee.

Jetzt zum Saarland: Das begabte Hänschen war 1898 in Neunkirchen als Sohn eines Musiklehrers zur Welt gekommen. Vom Vater bekam er dann wohl auch den ersten Musikunterricht. Dann hat es die Familie offenbar von Neunkirchen nach Köln verschlagen. Aus der Biographie geht jedenfalls hervor, dass Hans dort, am Konservatorium, Klavierunterricht bei Elly Ney hatte, der berühmtesten Pianistin ihrer Zeit. Dann ging's weiter nach Berlin: Da studierte er neben dem Klavier auch Orgel, Saxophon und Komposition. Beim Dirigieren hatte er einen Lehrer mit ebenfalls sehr berühmtem Namen: Ernst von Dohnányi, der aus Ungarn stammende Komponist und Pianist.

1919, also kurz nach dem Ersten Weltkrieg, war das Studium beendet. Hans Bund wurde - unter anderem - Kabarett-Pianist, gründete ein Jazz-Orchester, schrieb dafür auch die Arrangements. Er produzierte Schallplatten, hatte ab Ende der 30er Jahre beim Reichssender Berlin ein Ensemble für Unterhaltungsmusik: "Bunds Piano Rhythmiker". Nach der Machtübernahme der Nazis durfte Bund zunächst nicht mehr auftreten - wegen angeblich jüdischer Abstammung. Aber da er alle zum Nachweis der arischen Herkunft erforderlichen Unterlagen vorlegen konnte, wurde das Verbot wieder aufgehoben. Irgendwann hat er dann die Hitler-Hymne "Gott sei mit unserem Führer" aufgenommen.

Nach dem Krieg hat Bund vorwiegend für den Rundfunk und die "Deutsche Grammophon" gearbeitet. In Köln leitete er das "Kleine Orchester" des NWDR, spielte "gehobene Unterhaltungsmusik". Und hat auch weiter komponiert. 1962 ließ Bund die Musik dann Musik sein - und verbrachte seinen Ruhestand in Rottach-Egern, wo er 1982 starb.

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