Die solle de Morro krie'e!

Als Saarbrückerin war mir das Lied bekannt: "Uff der Ruushidd am Egghaus / Guggd e Fraa raus, die heischd Greed, / Hadd e Diggschniss unn e Bollau / Unn e Naas wie e Drumbeed". Welche Funktion eine "Ruushidd" (Rußhütte) hatte, war mir unbekannt. Aus dem Büchlein "Heiligenwald, mein Heimatdorf" von Horst Wilhelm erfuhr ich nun, dass der Ruß in der Heiligenwalder Rußhütte als wichtige Handelsware hergestellt und vom Rußkrämer, dem "Ruuspiddsche", landauf, landab verkauft wurde. Das Schmiermittel, das bei der Rußproduktion abfiel, wurde als "Waan schmeer" (Wagenschmiere) vom "Waanschmeerkrämer" (Wagenschmierhändler) verhökert.

Kürzlich war die Frage nach dem "Bollux" in der Wendung "Dann soll dich der Bollux holen!" aufgetaucht. Dazu schreibt Klaus Kirch, dass ein Bekannter von ihm dieses Wort für eine Verballhornung aus den Namen "Béloc" und "Mélac" hält. Beide hätten als französische Heerführer während des Pfälzischen Erbfolgekrieges in der Pfalz heftig gewütet. Leider helfen mir meine Wörterbücher in diesem Fall nicht weiter. Der Name des Generals Mélac wurde allerdings in der Pfalz als Schimpfwort für einen grobschlächtigen Menschen und auch für einen männlichen Hund gebraucht. Im Hunsrück beschimpfte man einen unliebsamen Zeitgenossen als "dau scheeler Melack!". Hundert Jahre später machte sich der französische General Moreau bei den Pfälzern verhasst; sie nannten einen schlechten Menschen und ihre männlichen Hunde "Morro". "Die solle de Morro krie'e!" lautete eine Verwünschung in Birkenfeld.

Ergänzend zu meiner letzten Kolumne, in der es um die Endung -i bei weiblichen Adjektiven ging, schreibt Rainer Freyer, ihm seien weitere Verwendungen eingefallen: "Du dummi Kuh!" "Welli Hoos soll isch'n aandsiehe?" "Mei ald Bux is kabbudd. Wemm seini soll isch jeddsde aandsiehe? - Ei, isch genn der meini." Demzufolge können wir natürlich auch die restlichen besitzanzeigenden Fürwörter "deini, ihri, unsri, eiri" verwenden. Im Pfälzischen Wörterbuch gibt es dafür folgende Beispiele: "Kän besseri Gosch als wie dere ihri." Oder: "Wem sei Kuh is das? - Das is unsri." Ferner wird erklärt: "Im Gespräch mit verheirateten Personen nennt man den abwesenden Ehegatten Deiner, Deini."

Arnold Schmidt meint, wir dürften uns über das nasse und kühle Wetter im Mai nicht beklagen, denn die alten Bauernregeln im Pfälzischen Wörterbuch besagten: "Esch de Mää (Mai) recht kihl un naß, fillt er'm Bauer Scheier un Faß." "Kihler Mai, singt der Bauer juchhei." Für junge Liebesleutchen fand er das Sprichwort: "Die erscht Lieb un de Mai gehn selte ohne Froscht vebei." Ich habe daraufhin im Pfälzischen Wörterbuch nachgeschaut, was es für den Juni vermeldet und fand: "Junidunnerwedder macht's Korn fetter." Demnach können wir uns auf eine gute Getreideernte freuen.

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