„Ich bin eine Ausnahme!“

Schmelz · Seit knapp zwei Jahren ist der Landkreis Saarlouis Teil des bundesweiten Programms „Regionales Bündnis für Chancengleichheit“, das sich für mehr Frauen in Führungspositionen engagiert. In einer Interviewreihe stellt SZ-Redakteurin Nicole Bastong beruflich erfolgreiche Frauen aus dem Landkreis vor. Teil 3: Kathrin Peter, 42 Jahre alt, ist Leiterin Einkauf bei der Baufirma Dittgen in Schmelz.

 Kathrin Peter leitet den Material-Einkauf bei der Baufirma Dittgen in Schmelz. Foto: Rolf Ruppenthal

Kathrin Peter leitet den Material-Einkauf bei der Baufirma Dittgen in Schmelz. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Frau Peter, bitte schildern Sie Ihren beruflichen Werdegang.

Kathrin Peter: Zuerst habe ich eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und gut 20 Jahre im Bereich Einkauf in verschiedenen Firmen gearbeitet. Vor vier Jahren bekam ich bei der Firma Dittgen die Chance, eine Führungsposition wahrzunehmen.

Zu den Aufgaben gehören auch der Materialeinkauf, das Versicherungswesen und Umweltmanagement.

Berufsbegleitend habe ich noch ein Fernstudium zur Baufachwirtin (Bachelor of Building and Construction) absolviert, wobei auf die Baubetriebswirtschaft eingegangen wird - damit bin ich übrigens bisher die einzige Baufachwirtin im Saarland. Dadurch, dass ich das Studium neben dem Beruf gemacht habe, konnte ich vieles direkt anwenden.

Wie haben Sie Chancengleichheit erlebt, gerade im Baugewerbe, das immer noch als Männerdomäne gilt?

Peter: In den ersten Jahren war es schon schwierig, Fuß zu fassen. Akzeptanz muss man sich erst verdienen. Aber in den 20 Jahren im Beruf habe ich einen unheimlichen Wandel festgestellt: Bei jüngeren Männern ist die Akzeptanz von arbeitenden Frauen viel höher. Ich kann keine Ungleichbehandlung bei meinen männlichen Kollegen feststellen. Allerdings habe ich momentan das Gefühl, dass sich junge Frauen immer noch nicht trauen, in technische Bauberufe zu gehen. Obwohl wir alle Stellen immer auch für Frauen ausschreiben, gibt es kaum Rückmeldung. Bei der Berufswahl gibt es noch viel Klischeedenken.

Welchen Rat können Sie jungen Frauen für Ihre Branche geben?

Peter: Sie sollen einfach den Mut haben, das, was sie tun möchten, auch durchzuziehen. Auch gegen Widerstände.

Viele Frauen in Führungspositionen denken, Sie müssten mindestens so viel arbeiten wie ein Mann in derselben Position, um sich zu beweisen.

Peter: Ich gebe es zu, auch ich dachte anfangs, ich müsste sogar mehr leisten als ein Mann. Ich habe hart gearbeitet. Das hat sich entspannt, als ich merkte, dass ich von den Kollegen akzeptiert werde. Aber wenn ich mir die Entwicklung in der Baubranche über 20 Jahre ansehe, muss ich sagen: Ich bin eine Ausnahme! Deutschlandweit ist es wohl anders: Bei meinem Studiengang haben acht Studenten aus ganz Deutschland den Abschluss geschafft - davon sechs Frauen .

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort