Endlich die Kinder in die Arme schließen

Siersburg · Tragik und Glück zugleich: Ein in Siersburg lebender Flüchtling aus Syrien kann zwar endlich seine Kinder in die Arme schließen. Doch seine Frau wird nie mehr nachkommen: Sie starb bei einem Unfall in der Heimat.

 Die beiden Töchter Cidar (links) und Nergiz sowie die Brüder Delchad und Adnan (rechts) sind endlich mit ihrem Papa Farhan Khalil vereint. Foto: Carolin Merkel

Die beiden Töchter Cidar (links) und Nergiz sowie die Brüder Delchad und Adnan (rechts) sind endlich mit ihrem Papa Farhan Khalil vereint. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

"Gott sei Dank": Das dachte Farhan Khalil, Vater von vier Kindern, am Dienstagnachmittag auf dem Frankfurter Flughafen, als er endlich seine beiden Töchter Cidar (11) und Nergiz (3) sowie die beiden Söhne Delchad (5) und Adnan (10) in die Arme schließen konnte. Doch zu seinem unbeschreiblichen Glücksgefühl mischte sich, wie Dolmetscher Mohamad Alsheikh übersetzt, auch tiefe Trauer. "Ich habe mir den Moment des Wiedersehens so oft ausgemalt, seit ich vor gut einem Jahr aus Syrien weg bin. Dass ich die Kinder allein ohne ihre Mutter wiedersehen würde, hätte ich niemals gedacht. Das war nicht komplett", sagt er. Die Mutter der Kinder war bei einem Verkehrsunfall in Damaskus ums Leben gekommen.

Farhan Khalils Augen sind feucht, sichtlich wird er von zwei Gefühlen gleichzeitig übermannt. Zum einen realisiert er jetzt, dass seine Frau nicht wiederkommen wird. Zum anderen ist er überglücklich und erleichtert, dass die Familienzusammenführung nun doch viel schneller als erwartet geklappt hat. "Ich habe immer die Hoffnung gehabt, dass die Kinder bald kommen werden. Wir waren doch in einer besonderen Situation. Doch ohne die Hilfe der Menschen hier in Siersburg wäre das nie möglich gewesen", sagt er.

Mit den Menschen meint Khalil die ehrenamtlichen Helfer der Initiative "Grenzenlos Miteinander", die sich in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg um die Belange der Flüchtlinge kümmern. Das Schicksal der Familie Khalil ist Maria Mellinger von der Initiative ganz besonders nahe gegangen. "Anfangs dachte ich, es müsste eine Möglichkeit geben, die Kinder sofort nach Deutschland zu holen. Eine Wartezeit von mehreren Jahren war für mich unvorstellbar", erzählt sie. "Wir wurden schnell auf den Boden der Tatsachen geholt."

Doch schließlich ging es voran - langsam, aber stetig. Viele Menschen wurden durch einen SZ-Bericht auf die Geschichte aufmerksam, mehrere Tausend Euro Spendengelder kamen zusammen. Dazu knüpfte die Initiative den Kontakt zum Büro des saarländischen Bundestagsabgeordneten Christian Petry (SPD ).

Vor einer Woche dann die erlösende Nachricht. Mellinger machte sich auf den Weg ins Reisebüro, die Kinder durften am Dienstag über Beirut (Libanon) ausreisen. "Ich wünsche mir, dass meine Kinder hier zur Schule gehen und die Möglichkeit der Integration erhalten", sagt der 42 Jahre alte Familienvater jetzt glücklich.

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