„Ich war erst ein bisschen geschockt“

Rehlingen · 200,95 Euro für einen Anrufblocker hat die Europa Inkasso GmbH von Anna Wietfeld aus Rehlingen gefordert. Die 79-Jährige hat das Richtige getan: Sie hat sich umgehend an Polizei und Verbraucherzentrale gewandt.

"Ich war erst ein bisschen geschockt", erinnert sich Anna Wietfeld daran, als sie Mitte November einen Brief von der Europa Inkasso GmbH öffnete. In diesem Schreiben wurde die 79-Jährige aus Rehlingen dazu aufgefordert, rund 200 Euro für einen Anrufblocker zu bezahlen, den sie am 28. Februar 2012 telefonisch bestellt habe. Bei Nichtzahlung wird mit weiteren Maßnahmen gedroht.

Doch Anna Wietfeld und ihrem Sohn kam die Sache komisch vor - deshalb wandten sie sich an die Verbraucherzentrale (VZ) in Dillingen.

Dort kennt man solche Fälle gut. "Solche Schreiben kommen öfter vor", erzählt Brigitte Paul von der VZ Dillingen, "und es ist oft schwierig herauszufinden, wer dahintersteckt." Oft seien es Briefkastenfirmen, im Falle der Europa Inkasso GmbH möglicherweise aus Bulgarien, da eine bulgarische Steuernummer angegeben ist. "Die Europa Inkasso GmbH ist im Rechtsdienstleistungsregister nicht zu finden", berichtet Paul von ihren Nachforschungen, "und wenn man die angegebene Nummer anruft, ist immer besetzt."

Anrufen sollten Betroffene, die ein solches Schreiben erhalten, aber auf keinen Fall. "Bei ungeklärten Forderungen sollte man auf keinen Fall sofort bezahlen", rät Paul weiter, "und auf keinen Fall sollte man auf weitere Schreiben reagieren." Im Zweifelsfall sollen sich die Empfänger an die VZ wenden oder gegebenenfalls Anzeige bei der Polizei erstatten. Beides haben Wietfeld und ihr Sohn getan. Doch leider gehen auch immer wieder Empfänger auf die Schreiben ein, sagt Paul: "Allein die Drohung und das Wort ‚gerichtlich' bewegen viele Leute dazu, das Geld zu bezahlen." Der Grund ist einfach: "Sie haben Angst."

Wietfeld und ihrem Sohn war jedoch gleich klar, dass bei dem Schreiben einiges nicht stimmen konnte. Es gab Ungereimtheiten in den Formulierungen, und - besonders skurril: Nicht mal der Telefonanschluss in Wietfelds Haus läuft auf ihren Namen. Woher die Betrüger ihre Daten haben, kann sie sich nicht erklären. Sie habe nie an Gewinnspielen teilgenommen, und auch keine Kaffeefahrt mitgemacht.

In manchen Fällen folgt auf ein solches Schreiben ein Anruf, berichtet Paul: "Es kann sein, dass Callcenter oder Betrüger anrufen und auf Zahlung drängen. Wenn man die Nummer erkennt, sollte man gar nicht erst abnehmen. Oder man sollte seinen Namen nicht sagen." Diesen Tipp beherzigt auch Wietfeld: "Ich sage ‚Wer da?' am Telefon und nicht mehr ‚Ja?'."

Den Hinweis für diesen Artikel bekamen wir von Anna Wietfeld aus Rehlingen . Für Sprachnachrichten aufs Band nutzen Sie die Nummer (06 81) 5 95 98 00 oder schicken Sie alles an unsere E-Mail-Adresse: leser-reporter@sol.de oder unser Onlineformular.

saarbruecker-zeitung.de/

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