Im Hause Weber wird heute Gnadenhochzeit gefeiert

Rehlingen · Am 30. Juli 1945, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, nahm Kurt Weber seine Tilla zur Frau. In Halberstadt im Harz war das Paar lange zeit zuhause. Die Entscheidung, nach Rehlingen zu ziehen, haben beide nie bereut.

 Tilla und Kurt Weber vor ihrem Haus in Rehlingen. Foto: Erhard Grein

Tilla und Kurt Weber vor ihrem Haus in Rehlingen. Foto: Erhard Grein

Foto: Erhard Grein

Gnadenhochzeit - die erste bekannte in diesem Dorf - wird am heutigen Donnerstag, 30. Juli, in Rehlingen in der Querstraße 5 gefeiert. Diese sehr seltene Gnade haben die Eheleute Kurt und Tilla Weber, geborene Magard. Kurt ist am 5. November 1921 in Halberstadt im Harz geboren. Tilla entstammt einer alten Rehlinger Familie.

Vor dem Standesbeamten in Harsleben bei Halberstadt schlossen sie vor 70 Jahren, am 30. Juli 1945, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die Ehe. Die kirchliche Trauung fand in der katholischen Andreaskirche in Halberstadt statt. Das geistig sehr rege Paar, das stets tipptopp gekleidet ist und dem man seine 90 Lebensjahre nicht ansieht, gab der Saarbrücker Zeitung einen interessanten Einblick in sein Leben.

Viele Feldpostbriefe

Tilla, eines von zehn Geschwistern aus Rehlingen , wurde im September 1939 bei der Freimachung des Gebietes im Westwallbereich mit vielen anderen aus Rehlingen , Siersburg und Pachten in den Harz evakuiert. In Halberstadt hatte sie das Glück, in einer Bäckerei aufgenommen zu werden. Man bot ihr an, in der kinderlosen Familie auf Dauer zu bleiben. Hier lernte sie auch ihren Kurt kennen, mit dem sie viele Feldpostbriefe austauschte.

Kurt Weber wurde als Unteroffizier einer Pioniereinheit in Polen und in Russland eingesetzt. Er hatte das große Glück, noch rechtzeitig aus Stalingrad heraus zu kommen.

Nach Einsätzen in Ungarn, Tschechien und Österreich kam er schließlich bei Frankfurt an der Oder in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Halberstadt war damals noch von den Amis besetzt und erst später den sowjetischen Truppen übergeben worden. Acht Tage nach der Hochzeit der beiden kamen die Russen nach Halberstadt. Vom Nachbarort Harlsleben aus hatte Tilla erleben müssen, wie im April 1945 Halberstadt durch alliierte Bombenangriffe zum größten Teil zerstört wurde.

18 Jahre blieb die Familie Weber-Magard in Halberstadt, bis sie sich entschloss, nach Rehlingen umzusiedeln. Diese Entscheidung, erzählt Ehefrau Tilla, "haben wir niemals bereut". Aber bis heute sind viele freundschaftliche Beziehungen zu Halberstädter erhalten geblieben.

Kurt Weber war zuletzt jahrelang bei Karcher in Beckingen beschäftigt. In Rehlingen engagierte er sich im Obst- und Gartenbauverein, wo er zeitweise zweiter Vorsitzender war.

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