Räte wehren sich gegen Funklöcher

Gerlfangen · Die Orte Gerlfangen auf dem Nordgau und Ihn auf dem Saargau haben kein Handynetz. Nun machen die Ortsräte dagegen mobil: Die einen mit einer Resolution ans Land, die anderen mit einer Bedarfserhebung.

 Beigeordneter Joshua Pawlak (4.v.l.) und stellvertretender Ortsvorsteher Jörg Wilhelm (r.) mit Gerlfanger Bürgern (Archivfoto) beim vergeblichen Versuch, sich mit dem Handy einzuwählen. Foto: rup

Beigeordneter Joshua Pawlak (4.v.l.) und stellvertretender Ortsvorsteher Jörg Wilhelm (r.) mit Gerlfanger Bürgern (Archivfoto) beim vergeblichen Versuch, sich mit dem Handy einzuwählen. Foto: rup

Foto: rup

Die Ortsräte von Gerlfangen und Ihn machen gegen den mangelnden Handy-Empfang mobil. Schon Mitte Januar hatte der Gerlfanger Ortsrat einstimmig beschlossen, den Missstand des fehlenden Handynetzes aktiv anzugehen. Hauptproblem ist, dass gerade wenn das Festnetz ausfällt, durch das Funkloch die Notfallversorgung nicht mehr gewährleistet werden kann. Das erlebte Gerlfangen im Januar gleich mehrere Tage lang (die SZ berichtete).

Der erste Schritt war eine anonyme Bedarfserhebung des Ortsrates in allen Haushalten. Diese lief unter Regie von Ortsvorsteher Thomas Hoffmann. In der Umfrage wurden zum Beispiel die Anzahl der Handys erfasst sowie eine grobe Altersstruktur der Nutzer. Wichtig war die Frage nach den zurzeit genutzten Handynetzen, damit man die Mobilfunkanbieter , die die meisten Kunden in diesem Gebiet haben, zuerst ansprechen kann. Ebenso wird die Bereitschaft der Gerlfanger zum Anbieterwechsel erfragt. Und auch wer gegen den Bau eines Mobilfunkmastes in der Nähe ist, kann dies auf dem Fragebogen kundtun.

Die Ergebnisse liegen nun vor, teilte Hoffmann mit: 264 Gerlfanger nahmen teil, das ist mehr als ein Drittel der Bevölkerung; diese besitzen 238 Handys. Zu einem Anbieterwechsel sind 181 Nutzer bereit. Und 15 Befragte haben sich gegen einen Mobilfunkmast im oder am Ort ausgesprochen.

Der Ortsrat wird sich nun mit diesen Ergebnissen beschäftigen und das weitere Vorgehen diskutieren. "Berufstätige oder Selbstständige, die auch nach der Arbeit erreichbar sein müssen, wird es nicht in großer Anzahl auf den Nordgau ziehen, wenn man hier kein brauchbares deutsches Mobilfunknetz zur Verfügung hat oder sich im absoluten Funkloch befindet", sagt Joshua Pawlak, erster Beigeordneter der Gemeinde und Gerlfanger. Das Thema soll deshalb auch in der überparteilichen Arbeitsgemeinschaft der Ortsvorsteher und Gemeinderatsmitglieder auf dem Nordgau diskutiert werden.

Der Ortsrat von Ihn-Leidingen hingegen hat sich mit einer Resolution an die Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gewandt. Hauptargument ist auch hier das Fehlen einer Netzanbindung im Notfall. "Große Sorge bereitet uns die Abwanderung in unseren Dörfern", heißt es in der Resolution. "Nicht nur für Jugendliche ist das Kommunizieren via Smartphone eine alltägliche Notwendigkeit!" Wohnattraktivität sei nicht nur eine Frage der schönen Landschaft und des Gemeinschaftslebens, sondern auch der Mobilfunkanbindung, argumentiert der Ortsvorsteher des Gemeindebezirkes Ihn-Leidingen, Wolfgang Schmitt: "Nach unserer Auffassung ist es eine Form sozialer Ungerechtigkeit, wenn dies wissentlich vorenthalten wird." Der Ortsrat fordert deshalb: "In Ihn steht am Talrand zu Frankreich ein Sendemast aus Zeiten des terrestrischen Rundfunks. Nach unserer Kenntnis ist an diesem Mast nur der Digitalfunk für die Alarmierung von Polizei und Feuerwehr erlaubt. Gestatten Sie einem Mobilfunkanbieter schnellstmöglich das Aufschalten seiner Sendeeinrichtung!" Sollte dies nicht möglich sein, fordert der Ortsrat vom Land die schnelle Erarbeitung einer Alternative.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort