Assyrische Christen in Lebach sehen sich von Muslimen bedroht

Saarbrücken · Von einem Klima der Bedrohung berichten Mitglieder des Assyrischen Kulturvereins Saarlouis. In der Landesaufnahmestelle Lebach seien Christen von Muslimen massiv angegangen worden. Der Verein sieht sich allein gelassen.

. Georges A. (Name von der Redaktion geändert) hat Angst. Der syrische Christ, 23, ist vor eineinhalb Jahren über die Türkei und Italien ins Saarland geflohen. Seine Heimat ist der nordöstliche Zipfel Syriens, wo sich 34 Dörfer von assyrischen Christen befinden, die noch die Sprache Jesu, Aramäisch, sprechen. Doch viele von ihnen sind von den Islamisten der Al-Nusra-Front getötet worden, die sich blutige Kämpfe mit den Truppen des Diktators Baschar al-Assad liefern. "Die Al-Nusra-Terroristen kontrollieren die Vornamen in den Ausweisen. Wer einen christlichen Vornamen hat wie Georges oder Joseph, ist dem Tode geweiht", nennt Georges A. der SZ seinen Fluchtgrund. Der Mathematikstudent ist traumatisiert von Kriegs-, Terror- und Fluchterlebnissen.

Doch auch im Saarland weicht die Angst nicht. "Im Lager Lebach leben jetzt Syrer mit langen Bärten", sagt Georges A. Als er mit einem assyrischen Freund ein Bier habe trinken wollen, habe dessen muslimischer Zimmergenosse erklärt, dass er in dem Zimmer bete und Alkohol verboten sei. Die beiden Christen hätten gesagt, Deutschland sei ein freies Land. Worauf der Muslim das Grundgesetz verflucht habe. Vor der Essensausgabe habe ihn ein Afghane mit dem Tod gedroht, sagt Georges A. Der Afghane habe auf das Kreuz gespuckt, das er an einer Halskette trägt, und ihn als Assad-Anhänger beschimpft.

Die Polizei ermittelt laut Innenministerium. Der Chef des Assyrischen Kulturvereins, Charli Kanoun, der im Ministerium die Drohungen anzeigte, erklärt: "Wir fühlen uns von den Christen im Saarland alleingelassen." Es fehle Hilfe bei der Wohnungssuche, dem Sprachunterricht und der Angst-Therapie. Wenn die Vorwürfe zuträfen, könne es nur eine Reaktion des Staates geben, sagt Saar-CDU-Generalsekretär Roland Theis : "Die Abschiebung all derjenigen, die versuchen, ihren Hass hierher zu bringen, Menschen bedrohen und unser Gastrecht missbrauchen."

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