Ein freundliches „Streitgespräch“

Lebach · Ein „Streitgespräch“ war angekündigt worden. Doch Innenminister Klaus Bouillon (CDU) und der protestantische Präses aus Düsseldorf, Manfred Rekowski, tauschten höflich Meinungen über Flüchtlingspolitik aus.

Unter dem Motto "Das Boot ist noch nicht voll" haben am Montagabend in Lebach der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, und der saarländische Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) vor rund 130 Zuhörern in der evangelischen Kirche über Flüchtlingspolitik diskutiert.

Der Dialog zwischen Bouillon und Rekowski entwickelte sich nie zu einem echten Streitgespräch; die unterschiedlichen Positionen wurden in aller Freundlichkeit ausgetauscht. Bouillon stand dabei für die pragmatische Seite. Sicher befürworte auch er die Aufnahme von mehr Flüchtlingen, nur sei eben unsere Wohlstandsgesellschaft nicht auf den derzeit großen Andrang vorbereitet. Der CDU-Politiker forderte den Bau von Wohnungen, um mehr menschenwürdige Unterküfte zu schaffen. Im Saarland sei es gelungen, 1050 Wohneinheiten zu finden. Weiterhin beklagte Bouillon eine "mangelnde Solidarität" anderer europäischer Staaten wie Belgien, Finnland oder Frankreich, die sich nicht an geltende Bestimmungen hielten und Asylsuchende einfach weiterreichten. "Die Franzosen kaufen den Menschen Fahrkarten bis Saarbrücken", berichtete der Innenminister .

Rekowski wiederum stellte den Aspekt der Christen-Pflicht gegenüber dem Schicksal der Millionen an Flüchtlingen in den Vordergrund. Er forderte eine Außenpolitik, die Fluchtursachen bekämpfe und eine europäische Lösung finde, "sonst stolpern wir von Fiasko zu Fiasko". Immer wieder wies er auf das harte Schicksal der Asylsuchenden hin: "Wir haben nur eine blasse Ahnung von dem Weg, den diese Menschen zurückgelegt haben." Beim Thema Fluchtursachen überraschte der CDU-Politiker: "In Afrika werden die Länder ausgebeutet, fast alle Ressourcen werden durch Banken und Konzerne aufgekauft. Die Länder haben demnächst nichts mehr zu sagen. In zwei, drei Jahren werden diese Konzerne die Macht über die Welt haben. Die große Politik schaut da nur zu." Der Düsseldorfer Präses Rekowski zeigte sich darüber erstaunt und konnte nur zurückgeben: "Da kann ich Sie nicht links überholen."

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