„Bei der Bahn werden gleich alle Passagiere gegrillt“

Dillingen · Ins Schwitzen geraten ist Leser-Reporterin Nadine Bach aus Dillingen bei einer Bahnfahrt. Ein Sprecher des Unternehmens meint: Bei hohen Temperaturen ließe sich das kaum verhindern.

Nadine Bach aus Dillingen ist früher oft mit dem Zug gefahren. Mit ihrem sechs Monate alten Sohn wollte die junge Mutter am Mittwoch, 22. Juli, gegen 13 Uhr erstmals wieder die Bahn nutzen, um zu einem Termin nach Saarbrücken zu fahren. Sehr gut besetzt sei der Zug gewesen, erzählt sie, und, wie sich bald herausstellte, auch sehr überhitzt. "Anscheinend hat die Klimaanlage nicht funktioniert", vermutet Bach.

Die Fenster zu öffnen, sagt sie, war für die Fahrgäste wegen einer Sperre nicht möglich. Bach machte sich auf die Suche nach einem Zugbegleiter, fand aber keinen, klopfte schließlich beim Lokführer - auch hier keine Reaktion. "Es war so heiß, dass mein Sohn im Kinderwagen einen hochroten Kopf hatte und die Haare ganz nass waren", sagt die Mutter, die ebenfalls heftig ins Schwitzen kam. In Saarbrücken angekommen, führte ihr Weg sofort in eine Apotheke, dort wurde dem Baby mit kalten Wickeln und Wasser geholfen. Bach wandte sich an den Service-Schalter im Bahnhof, erhielt dort aber lediglich eine E-Mail-Adresse für eine Beschwerde. "Im Zug gab es keinen Ansprechpartner und auch am Bahnhof fühlte ich mich nicht ernst genommen", beklagt die Kundin. "Es kann doch nicht sein, dass die Leute zwar sofort reagieren sollen, wenn ein Kind in einem Auto schwitzt, aber bei der Bahn werden gleich alle Passagiere gegrillt", fasst sie ihre Wut zusammen.

Just am Tag vor dem geschilderten Vorfall, erläuterte ein Sprecher der Bahn auf Anfrage, habe es nach der Störungsanzeige mit diesem Wagen eine umfangreiche Überprüfung gegeben, die allerdings nichts Auffälliges zeigte. "Wir nehmen die Beschwerden unserer Kunden sehr ernst, haben den Wagen am Tag darauf erneut in die Werkstatt genommen und einem Dauertest, der nichts ergab, unterzogen", versicherte der Bahnsprecher. Er betont, dass in Regionalzügen keine Klimaanlage installiert ist, sondern nur eine Kühlung. "Dabei sind maximal fünf bis sechs Grad weniger möglich", betonte er. Somit sei es durchaus normal, dass an Tagen mit bis zu 36 Grad Außentemperatur und schwüler Luft die Temperatur auch im Zug bei gut 30 Grad läge. "Eine Klimaanlage macht in diesen Wagen keinen Sinn, weil sie sehr oft halten und sich die Türen öffnen. Da funktioniert keine Klimaanlage", sagte er. Hohe Temperaturen könnten in Regionalzügen vorkommen, er empfiehlt in solchen, wie in anderen Störfällen, den Kundendialog zu kontaktieren. "Die Telefonnummer hängt in allen Wagen aus, dann kann man direkt einen Kontakt herstellen, weiß auch genau, wo der Kunde sich gerade befindet", empfiehlt der Bahnsprecher, der sich für die Unannehmlichkeiten bei der Kundin entschuldigt.

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von Leser-Reporterin Nadine Bach aus Dillingen . Wenn Sie Interessantes zu erzählen haben, können Sie für Sprachnachrichten aufs Band Telefon (06 81) 5 95 98 00 nutzen, oder schicken Sie Ihren Hinweis an unsere E-Mail-Adresse: leser-

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