„Das war Gänsehaut pur“

Diefflen · Emotionaler Abgang: Im März erlitt Thomas Schlink in einem Handballspiel einen Herzinfarkt. Jetzt griff der Spielmacher vom HC Dillingen-Diefflen in seinem Abschiedsspiel noch einmal zum Ball und beendete mit alten Weggefährten seine Sportkarriere.

 Ein letztes Mal auf dem Feld: Thomas Schlink (r.) erlitt im März nach einem Spiel einen Herzinfarkt. Nun beendete er seine Karriere.

Ein letztes Mal auf dem Feld: Thomas Schlink (r.) erlitt im März nach einem Spiel einen Herzinfarkt. Nun beendete er seine Karriere.

Foto: Uwe Rodighiero

Als Schiedsrichter Julian Robert am Samstag in der Sporthalle Diefflen die Rote Karte zückte und Thomas "Dee" Schlink zwei Minuten vor dem Abpfiff seines Abschiedsspiels "grundlos" vom Feld schickte, war der zunächst völlig baff. Zu diesem Zeitpunkt trug der scheidende Spielmacher des HC Dillingen-Diefflen das Trikot des Handball-Saarlandligisten, für den er ein Jahrzehnt auf dem Feld die Strippen zog. Als der Pfiff fiel, führte die HC-Truppe gegen das Team "Dee & Friends", das Schlink anfangs unterstützte, mit 41:31. Dabei blieb es auch. "Plötzlich wurde das Spiel abgebrochen. 300 Zuschauer sind aufgestanden und haben mich mit stehenden Ovationen gefeiert. Das war Gänsehaut pur", erinnert sich der 34-Jährige Allrounder an die letzten Sekunden seiner Handball-Karriere.

Applaus gab es auch von 21 früheren Weggefährten, die der Ex-Spieler des TuS Elm-Sprengen für sein Allstar-Team nominiert hatte. Tragisch: Ausgerechnet im Punktspiel gegen den alten Verein hatte sich im März ein schwerer Sportunfall ereignet, der das Leben des Schlossers drastisch verändern sollte. Schlink erinnert sich: "Ich wollte zwischen zwei Spielern durch und bin gegen einen Arm gesprungen. Beim Zusammenstoß wurde die Arterie zusammengedrückt. Im Spiel wurde mein Blut mit Adrenalin verdünnt und konnte noch durch die Engstelle fließen. Als ich später zur Ruhe kam, ging die Arterie zu und ich erlitt einen Herzinfarkt ." Noch am selben Abend musste der Torjäger notoperiert werden. Mehrere Tage lag er in der Saarlouiser St.-Elisabeth-Klinik auf der Intensivstation.

Die lebensbedrohliche Verletzung löste bei Handballern landesweit Betroffenheit aus. "Langwierige Reha-Maßnahmen folgten. Ich war drei Monate zu Hause und habe mein Herz mit Ausdauersport trainiert. Heute geht es mir gut, und ich arbeite wieder", sagt Schlink, der in Diefflen künftig eine Damen-Mannschaft trainieren will. Sein Comeback war eine einmalige Aktion und ein Erlebnis, das der werdende Vater nie vergessen wird. "Das gibt es nicht oft, dass ein Amateur so verabschiedet wird. Wenn man solche Freunde hat, kann man echt stolz sein", sagt Schlink. "Und eine Rote Karte", fügt er grinsend hinzu, "die hatte ich in meiner langen Sportkarriere auch noch nie."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort