„Wer bezahlt die Zeche?“

Nalbach · Vom Schwarzen Gold zum dreckigen Grundwasser: Dazu könnte die Flutung saarländischer Bergwerke führen. Über mögliche Risiken einer RAG-Planung informierte in Nalbach der Landesverband der Bergbaubetroffenen, IGAB Saar.

 IGAB-Mitglied Manfred Jost fragte in der Podiumsdiskussion nach Auswirkungen des Grubenwasser-Anstiegs für Fürstenhausen. Foto: Johannes Bodwing

IGAB-Mitglied Manfred Jost fragte in der Podiumsdiskussion nach Auswirkungen des Grubenwasser-Anstiegs für Fürstenhausen. Foto: Johannes Bodwing

Foto: Johannes Bodwing

"Wenn die die Pumpen abstellen, saufen wir ab", sagte Bürgermeister Peter Lehnert am Samstag vor rund 130 Zuhörern im Nalbacher Rathaus. Der Landesverband der Bergbaubetroffenen, IGAB Saar , fordert den Weiterbetrieb der Bergwerkspumpen. Denn laut RAG-Konzept sollen die saarländischen Gruben bis 2035 volllaufen.

Derzeit läuft das Bergwerk Ensdorf als Probebetrieb. Das Grubenwasser steigt vorerst, bis es etwa 600 Meter unter der Erdoberfläche steht. 2035 soll es im Bereich Duhamel oberflächig in die Saar fließen.

Was dabei passieren könne, wisse niemand, sagte Klaus Wagner von Grundwasser- und Geoforschung GmbH in Neunkirchen. Die Palette der Möglichkeiten reiche von Vernässung über Austrocknung bis zu Hebungen, Senkungen und Schiefständen von Gebäuden. Das zeige auch eine Studie von 2010 aus dem Warndt, wo sich seit Jahren französische und deutsche Bergwerke mit Wasser füllen.

Wagner erwähnte zudem hohe Konzentrationen von Sulfat, Eisen und Chlorid. So weise der Gustavschacht im Warndt bis zu 1500 mg Chlorid pro Liter auf. Außerdem komme es zum Austritt von Methan, Radon und CO2. Richtig teuer ist die Flutung für die französische Gemeinde Rosbruck im südlichen Warndt. 75 Gebäude seien inzwischen abgerissen, sagte Maire Pierre Steininger, genau so viele hätten massive Schäden. "Etwa ein Viertel der rund 1000 Einwohner haben den Ort verlassen." Dazu kämen Steuer- und Mietausfälle. Derzeit werde der Schaden an öffentlichen Gebäuden, Kanälen und Schulen auf "fast zwölf Millionen Euro geschätzt". Vieles sei zugunsten der RAG geregelt, kritisierte Magnus von Bormann vom Ingenieurbüro Altegoer GmbH in Bochum. So sei 2002 der Verjährungszeitraum von vormals 30 Jahren auf zehn verkürzt worden. Klaus Wagner, Vorstandssprecher vom Landesverband der Bergbaubetroffenen in NRW, ergänzte, dass die RAG als Schädiger gleichzeitig Schadenssachverständiger und Regulierer sei und verwies auf das Datenmonopol der RAG.

"Wer siedelt sich als Unternehmer in einem Gebiet an, wenn Erdbeben zu erwarten sind?", fragte Wagner. Er berichtete auch von Elterninitiativen, die in seiner Heimat bergbaugeschädigte Bildungseinrichtungen sanierten. Immer wieder komme es zu Straßensperrungen durch Erdeinbrüche. "Das sind Hebungen von zum Teil 20 Zentimetern."

"Wer bezahlt die Zeche?", lautete das Motto der IGAB-Veranstaltung. Zwar habe die RAG mit rund 30 Milliarden Euro eine Stiftung angelegt, hieß es, um aus Zinsen die Schäden zu bezahlen, doch wie sehe es in 50 Jahren aus?

Kein Minister im Podium, stellte Moderator Thomas Gerber vom SR fest, und auch kein Vertreter der RAG. Für das Wirtschaftsministerium war Markus Körbel da, Leiter des Referates Montanindustrie. In Ensdorf handele es sich derzeit um eine Teilflutung, "bis zur 14. Sohle des Bergwerks Saar ". Das im März 2014 beim Ministerium vorgelegte Grubenwasserkonzept der RAG befinde sich in der juristischen Prüfung, die RAG mache bereits Überarbeitungen.

Es werde noch Jahre dauern, bis die erforderlichen Verfahren begännen. Wesentlich sei für sein Ministerium, betonte Körbel, dass "es zu keiner Beeinträchtigung des Grundwassers kommen darf".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort