Zehn Verletzte nach Gas-Austritt in einem Wohnhaus in Zweibrücken

Zweibrücken · Am Tag nach dem Großeinsatz wegen eines ausgetretenen Gases in einem Wohnhaus in Zweibrücken ist die Ursache noch völlig ungeklärt. Nur der Name des Stoffes steht fest: Carbonylsulfid. Es wird vor allem zur Schädlingsbekämpfung in Fracht-Containern eingesetzt. Auch das LKA ist eingeschaltet.

 In dem Mehrfamilienhaus an der Ritterstraße war am Tag danach die Luft wieder rein. Foto: Kubek

In dem Mehrfamilienhaus an der Ritterstraße war am Tag danach die Luft wieder rein. Foto: Kubek

Foto: Kubek

Großes Rätselraten herrschte auch gestern noch in der Zweibrücker Innenstadt. Am Montagabend um 21.27 Uhr war ein Großaufgebot aus Polizei , Feuerwehr, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und Deutschem Roten Kreuz (DRK) in die Ritterstraße ausgerückt, nachdem dort ein Bewohner eines Mehrfamilienhauses über ätzenden Geruch im Treppenhaus geklagt hatte (wir berichteten exklusiv).

Die Einsatzkräfte räumten das Haus. Nachdem zunächst nur ein Polizist wegen Übelkeit ins Krankenhaus musste, wurden im Laufe der Nacht vorsorglich auch die insgesamt sieben Hausbewohner, ein Feuerwehrmann und ein zweiter Polizeibeamte in Kliniken gebracht. Ihre Symptome: Übelkeit und Atemwegreizung.

Ob alle das Krankenhaus wieder verlassen konnten, war der Polizei bis gestern Abend nicht bekannt.

Die Feuerwehr hatte in der Nacht zu Dienstag Luftproben in dem Haus genommen, die anschließend zur Berufsfeuerwehr nach Ludwigshafen gebracht wurden. Diese analysierte mittels Massenspektrometer die Proben und stellten ein Luftgemisch fest: Carbonylsulfid. Dieses hoch entzündliche Gas wird beispielsweise bei der Containerbegasung benutzt (siehe Infokasten).

Im Haus trifft man am Tag danach die Hausbesitzerin. Sichtlich schockiert will sie keine Aussagen machen. In der Buchhandlung im unteren Bereich des Hauses haben die Mitarbeiter nichts vom Einsatz mitbekommen, erst am Morgen bei Arbeitsbeginn wurde ihnen das Ausmaß bekannt. Da war der ätzende Geruch nicht mehr zu bemerken.

"Mithilfe von Gebläsen haben wir das Haus in der Nacht durchgelüftet", teilt Stadtfeuerwehrinspektor Harald Schmieg auf Anfrage unserer Zeitung mit. Um sechs Uhr morgens dann die Entwarnung: Der Stoff kann in der Luft nicht mehr festgestellt werden, die Bewohner können das Haus wieder betreten.

Mit der Frage, wie es dazu kam, dass ein Stoff wie Carbonylsulfid in der Luft eines Wohnhauses zu finden ist, beschäftigt sich nun die Polizei . "Wir haben derzeit keine Hinweise auf eine vorsätzliche Tat", erklärt der Zweibrücker Polizeisprecher Klaus von Rohden auf Merkur-Anfrage, und ergänzt: "Wir ermitteln aber natürlich in alle Richtungen."

Polizei und Stadtverwaltung teilten auf Anfrage unserer Zeitung mit, in dem Haus lebten ganz normale Leute, sodass auch in dieser Hinsicht nichts auf einen eventuellen Tathintergrund hindeutet.

Mittlerweile ist nach Merkur-Informationen auch das Landeskriminalamt (LKA) informiert, das in solchen Fällen wegen seiner Experten eingeschaltet wird.

In der Bevölkerung gingen am Tag danach bereits die Spekulationen los. "Wir wollen uns auf so was nicht einlassen", so von Rohden. In Ruhe wird nun die Frage zu klären sein, wie das Gas in die Luft des Wohnhauses gekommen ist. Die Ermittlungen dauern an.

Zum Thema:

Carbonylsulfid (COS) ist ein farbloses, brennbares und giftiges Gas. Die Verbindung, bestehend aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Schwefel, entsteht vor allem in der Atmosphäre, kommt aber auch in Erdgas, vulkanischen Gasen, Biogas und als Nebenprodukt in der chemischen Industrie vor. Das Gas ist zudem hoch entzündlich und übel riechend. Industriell wird es bei der sogenannten Containerbegasung verwendet. Hier werden zum Beispiel Verpackungsmaterialien aus unbearbeitetem, frischen Holz behandelt, um sie während des Transports in Containern vor dem Befall von Schädlingen zu schützen. (Quellen: Chemie.de, Wikipedia , Gase .de). kub

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