Müllverbrennungspflicht sorgt für Ärger in der Südwestpfalz

Zweibrücken · Die Müllentsorgung in Zweibrücken und im Kreis Südwestpfalz wird immer teurer. Dabei produzieren die Bewohner der Region immer weniger Abfall. Grund sind Verträge, die vor Jahrzehnten geschlossen wurden.

 Die Müllverbrennungsanlage in Pirmasens ist seit Jahren nicht ausgelastet. Zu Dumpingpreisen muss Abfall hinzu gekauft werden, um die nötigen Betriebstemperaturen zu erreichen. Foto: Becker&Bredel

Die Müllverbrennungsanlage in Pirmasens ist seit Jahren nicht ausgelastet. Zu Dumpingpreisen muss Abfall hinzu gekauft werden, um die nötigen Betriebstemperaturen zu erreichen. Foto: Becker&Bredel

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Die Müllentsorgung in Zweibrücken und Umgebung ist so teuer, dass spätestens nächstes Jahr die Bürger höhere Gebühren berappen müssen. Diese unerfreuliche Ankündigung des Umwelt- und Servicebetriebs Zweibrücken (UBZ) sorgt für Ärger, berichtete jetzt die Zeitung "Pfälzischer Merkur". UBZ-Chef Werner Boßlet: "Das wird uns sicher noch über 2020 hinaus beschäftigen. Insbesondere, wenn man sich Gutachten anschaut, die davon ausgehen, dass Müllverbrennungsanlagen 2024 oder 2025 gerade mal zu 45 Prozent ausgelastet sein werden."

Um Boßlets Pessimismus zu verstehen, ist ein Rückblick nötig. Vor 35 Jahren traf die Politik in Sachen Müll in der Region langfristige Entscheidungen. Damals schlossen sich Zweibrücken , Landau und Pirmasens sowie die Landkreise Germersheim, Südliche Weinstraße und Südwestpfalz zum Zweckverband Abfallverwertung Südwestpfalz (Zas) zusammen. In dem Zusammenhang schrieb das Land im August 1986 den Bau des Pirmasenser Müllheizkraftwerks (MHKW) vor, in dem die Zas-Mitglieder nach dessen Fertigstellung im Januar 1999 ihre Abfälle entsorgen müssen. Mit dem MHKW-Betreiber, der EEW Energy from Waste Saarbrücken GmbH, wurde 1995 ein bis Ende 2023 laufender Vertrag geschlossen, der die Auslastung der Anlage garantiert - und dem Betreiber eine gute Rendite, wie etwa die Pirmasenser Linken seit Jahren monieren. Da ebenfalls seit einigen Jahren bei den Zas-Mitgliedern immer weniger Müll anfällt, müssen sie immer höhere Summen für deren Entsorgung zahlen. Etwa 180 000 Tonnen kann das MHKW verarbeiten, laut Boßlet kommen nur noch 70 000 Tonnen von den Zas-Mitgliedern. Um die Anlage auszulasten und um in den großen Öfen die nötige Verbrennungstemperatur zu erreichen, muss Müll zu Dumpingpreisen beschafft werden, erläutert Boßlet. Letzten Sommer hatte es ein Mitglied der Zas-Verbandsversammlung auf den Punkt gebracht: "Wir müssen gewerblichen Müll billig verbrennen, damit es für unsere Kommunen nicht noch teurer wird".

Der UBZ-Chef: "Ich sehe es so, dass die Gebührenzahler bis 2024 permanent mehr zahlen müssen. Erst dann könnte es günstiger werden, wenn die Finanzierungskosten für den Bau der Anlage wegfallen. Dann könnte der Preis um 120 bis 130 Euro sinken, also etwa um ein Drittel." 2014 lag der Verbrennungspreis einer Tonne Müll bei rund 250 Euro, stieg damit im Vergleich von 2008 (205 Euro) um fast 20 Prozent. Boßlet geht von bis zu 330 Euro die Tonne ab 2020 aus: "Wie will man das den Bürgern vermitteln?" Denn bestünde der Verbrennungszwang für Pirmasens nicht, müsste der UBZ nur 70 Euro berappen. Ein entsprechendes Angebot ist im UBZ-Geschäftsbericht 2013 erwähnt. Boßlet sieht Fehler auch beim Land Rheinland-Pfalz, das vor 30 Jahren nicht festgelegt habe, dass Kommunen in der Umgebung das Pirmasenser MHKW nutzen müssen.

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