Gasexplosion schockt Ludwigshafen

Ludwigshafen · Die ungeheure Hitze ließ sogar in 150 Metern Entfernung die Blinker an Autos schmelzen. Eine Gasexplosion und ein Brand haben in Ludwigshafen große Schäden angerichtet und einen Menschen das Leben gekostet.

Eingedrückte Scheiben, eine angekohlte Fassade, Brandgeruch in der Luft: Die Häuserzeile an den Bahngleisen in der Oppauer Straße sieht aus, als ob sie tagelang unter Dauerbeschuss gestanden hätte. Nur wenige Meter von dem dreistöckigen Wohnhausblock in Ludwigshafen entfernt liegt die Erdgaspipeline Rhein-Main, bei deren Reparatur das Unglück am Donnerstagmittag geschehen ist. Ein Mann ist tot, 26 weitere Personen sind verletzt, sieben davon schwer.

Drei der Schwerverletzten gehörten wie der bei der Explosion getötete Mann zu der Baufirma, die mit den Arbeiten an der Leitung betraut war. Nach Angaben des Ludwigshafener Feuerwehrchefs Peter Friedrich wurden 50 Häuser beschädigt, einige davon können zunächst nicht bewohnt werden. "Das Ausmaß der Zerstörung ist wirklich schlimm", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD ), die nach Ludwigshafen gekommen war.

Die Bauarbeiter waren an der Leitung im Einsatz, weil ein Untersuchungsgerät vor einigen Tagen in dem Rohr nicht weitergekommen war. "In diesem Bereich gab es eine Unregelmäßigkeit", sagte Friedrich. Die Männer hätten die Leitung freigelegt und rund um die Baustelle Spundwände eingezogen, als es aus bislang unbekannten Gründen zu der Explosion kam.

Dass es nicht noch schlimmer gekommen ist, wirkt angesichts der Schäden in der Umgebung fast wie ein Wunder: In der Nähe abgestellte Autos und Baufahrzeuge sind ausgebrannt, Dächer zum Teil abgedeckt, die Straße ist mit Gesteinsbrocken übersät. Die Hitze des Brandes hat sogar in 150 Metern Entfernung noch die Blinkergläser und Stoßstangen der Autos schmelzen lassen.

Anwohner Thorsten Koch hörte die Detonation zu Hause und machte dann mit seinem Handy Fotos von der Riesenflamme. "Aber nicht lange, es war zu heiß", sagt der 35-Jährige. "Ich hatte Angst um meine Haut." Auch in seiner Wohnung habe er sich nicht mehr sicher gefühlt: Die Hitze habe man sogar hinter dem geschlossenen Fenster gespürt. "Ich habe gedacht, ich bin im Solarium." Aus Angst, sogar in der Wohnung verletzt zu werden, lief er auf die Straße und suchte das Weite - so wie viele andere in der Nachbarschaft auch. "Die Leute sind in Panik gerannt", sagt der 35-Jährige. 40 Meter hoch sei die Stichflamme gewesen, berichtet Bürgermeister Wolfgang van Vliet (SPD ).

Am Abend nahmen Brandexperten die betroffenen Wohnungen in Augenschein. Einige können derzeit nicht genutzt werden, die Bewohner kommen vorerst im Bürgerhaus Oppau unter. "Derzeit betreuen wir 60 Betroffene in der Sammelstelle", sagte ein Mitarbeiter der Feuerwehr-Einsatzleitung.

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