Cattenom stößt zu viel Kupfer aus

Straßburg · Die französische Atom-Aufsicht ASN hat keinerlei sicherheitstechnische Bedenken beim Atomkraftwerk in Cattenom. Nachholbedarf bestehe aber in anderen Bereichen, hieß es. Auch im Alt-AKW Fessenheim im Elsass laufe nicht alles optimal, so die Prüfer.

Insgesamt 26 Mal ist das Atomkraftwerk (AKW) im lothringischen Cattenom im Jahr 2014 durch die französische Atomaufsicht ASN kontrolliert worden. Die Sicherheitsstandards dort sind nach Angaben der ASN-Prüfer von gestern in Straßburg "ziemlich zufriedenstellend". In ihrem Jahresbericht listet die ASN 34 Vorfälle am Standort im Département Moselle auf, davon sei aber nur ein einziger auf Level eins der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse eingestuft worden. Bei einer Kontrolle im August 2014 waren lockere Schrauben an Ölleitungen der Pumpen bei den Blocks eins und zwei aufgefallen. "Bei einem Störfall wird Borsäure durch diese Pumpen in die Primärleitung eingespritzt, um eine Kettenreaktion zu verhindern", erklärte Anlage-Pressesprecher Jean-Cyr Darby. Die übrigen 33 Vorfälle wurden auf Level null eingestuft (Ereignis ohne sicherheitstechnische Bedeutung). Die internationale Skala reicht bis Level sieben, was den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima entspricht.

Fortschritte stellte die Aufsichtsbehörde bei der Wartung der Anlage sowie beim Brandschutz fest. Dennoch gebe es großen Nachholbedarf, was den Schutz der Umwelt und der eigenen Mitarbeiter anbetrifft. In beiden Punkten registrierte die ASN 2014 sogar eine Verschlechterung im Vergleich zu den Vorjahren. Die Behörde moniert, dass die Kupferausscheidungen mehrmals den Grenzwert überschritten hätten. Demnach gelangten 900 Kilogramm Kupfer mehr in die Mosel als erlaubt. Der zulässige Grenzwert beträgt 8200 Kilogramm pro Jahr.
Fessenheim noch Jahre am Netz

In Cattenom wurde am vergangenen Sonntag der Block eins wieder ans Stromnetz angeschlossen. Dieser war im Februar planmäßig für eine größere Wartungsarbeit runtergefahren worden.

Auch das AKW im elsässischen Fessenheim nahm die ASN unter die Lupe. Dort haben sich im Jahr 2014 laut ASN 29 Vorfälle ereignet - und damit weniger als in Cattenom. Davon wurden aber vier auf Level eins eingestuft.

Die Atomaufsicht forderte vom Betreiber EDF mehr Sorgfalt - auch bei der Wartung der Ausrüstung, die keine direkte sicherheitstechnische Rolle spiele. Die Hoffnungen von Umweltschützern, dass das Alt-AKW in Fessenheim (seit 1977 am Netz) bald geschlossen wird, machte Sophie Letournel, Leiterin der ASN in Straßburg , zunichte: "Für uns ist Fessenheim eine funktionierende Anlage, die wir kontrollieren wie alle anderen", sagte sie. Demnach könnte das AKW noch weitere Jahre am Netz bleiben.

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