Neues Leben für altes Gotteshaus

Forbach · Die ehemalige Synagoge in Forbach – gegenüber von Le Carreau – steht seit Jahren ungenutzt leer. Nun sind neue Mieter eingezogen, die das entwidmete Gotteshaus neu bespielen. Den Anfang macht eine Kunstausstellung mit Pappmaschee-Objekten aus dem 19. Jahrhundert.

 Viel Platz für Ausstellungen, Workshops und Theater: Hervé Foucher, Präsident des Kunstvereins Castel Coucou (links) und Vizepräsident Jean-Louis Roselli sprudeln vor Ideen, wie sie die Räume der ehemaligen Forbacher Synagoge nutzen können. Fotos: Silvia Buss

Viel Platz für Ausstellungen, Workshops und Theater: Hervé Foucher, Präsident des Kunstvereins Castel Coucou (links) und Vizepräsident Jean-Louis Roselli sprudeln vor Ideen, wie sie die Räume der ehemaligen Forbacher Synagoge nutzen können. Fotos: Silvia Buss

Die Nationalbühne Le Carreau in der Forbacher Hauptdurchgangsstraße der Avenue Saint-Rémy ist den meisten Saarbrückern ein Begriff. Schräg gegenüber und von den meisten bisher wohl unbemerkt steht die Forbacher Synagoge. Auch sie ist neuerdings ein Ort der Kunst und Kultur. Morgen gibt es eine gute Gelegenheit, ihn zu entdecken. Denn dann eröffnet in der entwidmeten Synagoge eine Ausstellung zum Thema Papier. Der Forbacher Kunstverein Castel Coucou, der seit Dezember in dem Gebäude seinen Sitz hat, zeigt im ehemaligen großen Gebetsraum Objekte aus Pappmaschee, die die legendäre Firma Adt in ihrer Forbacher Fabrik im Zeitraum von 1853 bis 1870 hergestellt hat. "Zu sehen sein werden rund 50 Objekte von Möbeln bis hin zu alltäglichen Gegenständen", erklärt Hervé Foucher, der Präsident des Vereins Castel Coucou. Die kunstvollen Objekte sind Zeugen einer deutsch-französischen Erfolgsgeschichte. Denn der Firmengründer Mathias Adt, der die Kunst der Pappmaschee-Herstellung im 18. Jahrhundert durch Wadgasser Mönche kennenlernte, war ein Ensheimer Müller. Er begründete eine Firmendynastie, die Fabriken in Ensheim, Forbach und Pont-à-Mousson betrieb. Doch zurück zur Synagoge. Wie kam es zur Umnutzung des Gotteshauses aus dem 19. Jahrhundert? Die Stadt hatte es vor ein paar Jahren von der jüdischen Gemeinde übernommen. "Sie hat nur noch sehr wenige Mitglieder, zu wenig für eine eigene Gemeinde mit eigener Synagoge", erläutert Hervé Foucher. Nach einer behutsamen Renovierung suchte die Kommune nach einem geeigneten Betreiber, um sie kulturell bespielen zu lassen. Für den Kunstverein Castel Coucou, der von Stadt, Region, Dépar-tement und Staat gefördert wird, ist das neue Domizil ein Glücksfall. "Vorher hatten wir nur zwei kleine Lokale in der Innenstadt, um Projekte zu realisieren", sagt Jean-Louis Roselli, der Vizepräsident des Vereins.

Nun können sie sich richtig ausbreiten, wie ein Gang durch die verschachtelten Räume zeigt, die noch gar nicht alle genutzt werden. In den Seitenflügeln gibt es Büros, eine Wohnung für Gastkünstler, im einstigen Speisesaal hat die kommunale Theaterschule eine neue Bleibe.

Im riesigen Hauptraum, dem einstigen großen Gebetsraum, dessen Einrichtung kaum verändert wurde, ist nicht nur ausreichend Platz für Ausstellungen. Der Verein zeigt hier auch Filme, überlässt ihn anderen Vereinen für Konzerte. "Wenn wir die Bänke zur Seite rücken, können wir die Künstler hier auch an großen Objekten arbeiten lassen", sagt Hervé Foucher. Denn auch das gehört zum erklärten Konzept von Castel Coucou: "Wir wollen hier nicht nur Kunst zeigen, sondern einen lebendigen Ort schaffen, an dem junge Künstler, die wir einladen, künstlerisch arbeiten sollen, mit Bezug zum Ort und im Austausch mit der Bevölkerung", sagt Foucher. Im März war eine Klasse der Kunsthochschule Nancy hier zu Gast, um sich vom Film "Party Girls" und seinen Forbacher Schauplätzen inspirieren zu lassen. Parallel zur Papier-Ausstellung werden drei junge Künstler ab 4. Juli drei Wochen in der Synagoge Workshops geben. An Ideen mangelt es Foucher nicht. Und im Sommer erhält Castel Coucou einen neuen Geschäftsführer. Dann wollen sie richtig loslegen.

 Zu wenige Mitglieder für eine eigene Gemeinde: Seit Jahren stand die Forbacher Synagoge aus dem 19. Jahrhundert leer.

Zu wenige Mitglieder für eine eigene Gemeinde: Seit Jahren stand die Forbacher Synagoge aus dem 19. Jahrhundert leer.

Ausstellung Papier, Vernissage: 25. Juni, 19 Uhr. Öffnungszeiten: mittwochs bis samstags 14 bis 18 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort