Als der Cattenom-Protest europaweit Schlagzeilen machte

Cattenom · Exakt auf den Tag vor 30 Jahren machte die Besetzung der Atomzentrale im lothringischen Cattenom Schlagzeilen - europaweit. Neun Aktivisten der Hamburger Umweltschutzorganisation "Robin Wood " war es am 10. Oktober 1986 geglückt, den 165 Meter hohen Kühlturm zwei in Cattenom zu erklimmen. Oben angekommen machte die Gruppe riesige Plakate mit der Aufschrift "Strom ja - so nicht. Non au nucleaire" fest. Das französische Kernkraftwerk stand damals kurz vor der Inbetriebnahme, wenige Monate nur, nachdem sich im April 1986 in Tschernobyl die bis dahin größte Reaktorkatastrophe ereignet hatte.

"Robin Wood " wurde bei dem spektakulären Protest von der französischen Partnerorganisation "Robin des Bois" und der "Aktion 3. Welt Saar" maßgeblich unterstützt. Quasi zeitgleich protestierte man auch gegen den Kernreaktor im norddeutschen Brokdorf, der ebenfalls 1986 ans Netz ging. Der Protest in Lothringen, erinnert sich Roland Röder von der "Aktion 3. Welt Saar", wurde generalstabmäßig geplant. So wurden parallel zur Besetzung des Kühlturms per Telefonkette - dem Vorläufer sozialer Netzwerke - die Medien mobilisiert. Entsprechend groß war der Nachhall der Aktion.

Angesichts der bekannten Mängel in den Atomkraftwerken, erklärten "Robin Wood " und "Aktion 3. Welt Saar" anlässlich des Jahrestages, werde man auch weiterhin "Widerstand" gegen die Atomanlagen leisten. Bislang waren alle Bemühungen, auch aus der saarländischen Landespolitik, die Electricité de France, den Cattenom-Betreiber, zur Stilllegung des Kraftwerks zu bringen, vergebens. Im Gegenteil, der neue Direktor in Cattenom , Thierry Russo, erklärte erst kürzlich in der SZ: "Der nukleare Bereich in Frankreich ist lupenrein." Er sehe keine Gründe für eine vorzeitige Stilllegung.

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