Millionen-Betrug: "Gräfin" aus Faha wegen Beihilfe verurteilt

Saarbrücken · Nachdem ihr Vater bereits 2010 wegen Millionenbetruges zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt worden ist, stand nun die Tochter des Grafen S. aus Mettlach-Faha vor Gericht. Sie kam glimpflicher als ihr Vater davon.

Wegen Beihilfe zum Millionenbetrug hat das Landgericht gestern eine 43 Jahre alte US-Amerikanerin zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Die Frau ist die Tochter von Wolfgang, "Graf von S. Baron von E." (66) aus Mettlach-Faha. Sie soll ihrem Vater in 21 Fällen geholfen haben, Geldanleger um insgesamt mehr als zehn Millionen Euro zu prellen.

Der Vater ist deshalb und wegen weiterer Betrugstaten bereits 2010 zu neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden (wir berichteten). Der Mann stammt nach Feststellung des Gerichts nicht aus dem deutschen Adel, wie sein Name vermuten lässt, sondern aus dem Bürgertum in Schleswig-Holstein. Er lebte demnach zeitweise mit falschen Papieren in den USA und heiratete dort eine Amerikanerin. In Großbritannien wurde 1971 die gemeinsame Tochter geboren. Die Angeklagte des aktuellen Prozesses hatte zunächst einen bürgerlichen Familiennamen. Aber der sollte sich ändern.

Die Kurzfassung: Nachdem der Vater in Trier unter seinem richtigen Namen wegen Betrugs zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, ließen die Eltern sich scheiden. Die Mutter wechselte anschließend in den USA ihren Nachnamen zu "Gräfin von S. Baronin von E.". Die "Gräfin" heiratete erneut den Vater der Tochter, der nun ihren Nachnamen annahm und vor einem deutschen Gericht in die männliche Form umwandeln ließ.

Seitdem heißen die Mitglieder der Familie abhängig vom Geschlecht entweder "Graf ..." oder "Gräfin..." mit Nachnamen. Gemeinsam wohnte man in einem herrschaftlichen Anwesen in Mettlach-Faha. Von dort aus vertrieb der Vater zwischen 2003 und 2009 Geldanlagen. Angeblich ging es unter anderem um Beteiligungen an hochwertigen Immobilienfonds mit einer Rendite zwischen sieben und zehn Prozent. Tatsächlich aber wurden die schönen Anleihen im Keller selbst gedruckt und die Bilanzen erfunden. Das Geld der meist aus Belgien stammenden Anleger wurde in Immobilien einer Tochterfirma gesteckt und für Luxusgüter, schöne Häuser, teure Autos, Schmuck oder edle Weine ausgegeben. Etwa die Hälfte des Geldes der Anleger dürfte so verbraucht worden sein.

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