Mit der Lebensweisheit des Alters hat eine ältere Frau aus Dillingen einem Räuber aus Frankfurt klar gemacht, was in Sachen Armut, Hoffnung auf ein besseres Leben und Kriminalität geht und was nicht. Vor dem Landgericht sagte die Frau zu dem Mann, der sie an der Haustür brutal überfallen hatte: Sie habe ja noch Verständnis dafür, dass ein armer Mensch einen anderen bestiehlt, der mehr zu haben scheint. Auch wenn das völlig zu Recht verboten sei. Aber überhaupt kein Verständnis habe sie dafür, dass jemand gezielt ältere Frauen überfalle und ausraube. Das gehe gar nicht.

So sahen das auch die Richter des Landgerichts. Sie verurteilten den 30 Jahre alten Angeklagten wegen einer Serie von vier Raubüberfällen in Dillingen. Saarbrücken und Offenbach zu insgesamt sieben Jahre Haft. Drei der Opfer des Mannes waren Rentnerinnen, die er an der Wohnungstür angegriffen hatte. Dafür schien er sich jetzt zu schämen. Er legte ein volles Geständnis und sagte "ich bin schuldig."

Der Mann stammt aus ärmlichsten Verhältnissen in Bulgarien. Er und seine Geschwister wuchsen ohne Eltern auf, sammelten zum Teil Holz und Pilze im Wald, um von deren Verkauf zu überleben. Später arbeitete der Mann, der nie eine Schule besucht hat, als Tagelöhner. Als Bulgarien Mitglied der Europäischen Union wurde, kam er nach Deutschland, um hier sein Glück zu machen. Er arbeitete schwarz in einem Döner-Laden im Raum Frankfurt. Dort verdiente er nach eigener Aussage etwa 1100 Euro im Monat, die er teilweise nach Hause zu Frau und Kind schickte.

Aber dieses Leben genügte dem schmächtigen Mann nicht. Er wollte mehr Geld haben und dies zur Not mit Straftaten bekommen. Als geeignete Opfer erschienen ihm dabei ältere Frauen. Anfang Juli 2014 schlüpfte er deshalb durch die offene Haustür eines Mehrfamilienhauses in Dillingen. Im Flur griff er unvermittelt eine Rentnerin (85) an, die gerade aus dem Keller kam und ihre Wohnungstür aufsperrte. Er drängte sie in die Wohnung. Aber die Frau wehrte sich, fiel hin, schrie laut um Hilfe. Der Angeklagte ließ von der äußerlich leicht verletzten Rentnerin ab und flüchtete ohne Beute.

Rund eine Woche später war er wieder in Dillingen. Dieses Mal verfolgte er eine 80-Jährige auf dem Rückweg vom Einkaufen. Als die Rentnerin zu Hause die Tür aufsperrte, packte der Mann sie von hinten, hielt ihr den Mund zu und schlug zu. Er riss ihr den Schmuck (Halsketten, Armbänder, Ringe und einen Ohrring) vom Körper und nahm ihr Geld aus der Handtasche. Auch diese Frau wurde leicht verletzt. Das Geld (etwa 65 Euro) gab der Mann aus, den Schmuck versetzte er bei einem Hehler.

Vier Tage später - nach dem Diebstahl von Bargeld in einer Spielothek in Dillingen - schlug der Angeklagte in einer Spielhalle in Saarbrücken zu. Nachdem er dort zunächst an den Automaten gespielt hatte, griff er gegen drei Uhr in der Früh die Mitarbeiterin der Spielothek an. Er schlug ihr ins Gesicht, schubste sie zu Boden und entriss ihr den Schlüssel zum Tresor. Die junge Frau konnte flüchten und sich in der Toilette einsperren. Der Mann hatte ihr zwei Zähne ausgeschlagen.

Der vierte und letzte Raubüberfall ereignete sich Mitte August 2014 in Offenbach. Dort wartete der Mann vor einem Supermarkt auf sein nächstes Opfer. Er folgte schließlich einer 74 Jahre alten Frau, die teuren Schmuck trug. Als sie die Wohnungstür aufsperrte, drängte er die Frau hinein und verschloss die Tür. Er nahm ihr Schmuck sowie Wertsachen ab und ließ ihr nur den goldenen Ehering. Mit seiner bislang größten Beute im Wert von fast 20 000 Euro konnte er flüchten. Aber die Polizei war ihm mit einer groß angelegten Öffentlichkeitsfahndung auf den Fersen. Der 30-Jährige wurde festgenommen. Nach und nach wurden ihm durch die Spuren an den diversen Tatorten auch seine Straftaten an der Saar nachgewiesen. Für die vier Überfälle und den Diebstahl soll er nun insgesamt für sieben Jahre ins Gefängnis. Das Urteil des Landgerichts Saarbrücken ist rechtskräftig.