„Da fehlt die Wertschätzung“

Saarbrücken · Lust auf Fleisch, Massentierhaltung und eine negative Ökobilanz: Das hängt alles zusammen, findet Saar-Umweltminister Jost. Von höheren Steuern hält er nichts. Das Geld versickere in Schäubles Topf.

Die Saarländer lieben Fleisch . Gerade die Männer. Im jährlichen "Fleischatlas" der Heinrich-Böll-Stiftung landen sie mit ihrem Konsum stets weit oben im Länder-Ranking. Ein prominenter Genießer an der Saar ist Reinhold Jost . Doch als Umweltminister lebt er mit seiner Vorliebe in einem Zwiespalt. Denn Fleischkonsum gilt, vergleicht man die Ökobilanz der verschiedenen Lebensmittel, als nicht wirklich umweltbewusste Ernährung. Das findet auch der SPD-Politiker. "Wir müssen die Ökobilanz tierischer Produkte verbessern", fordert er in der SZ. Anders als das Bundesumweltamt hält Jost die Lösung, die Mehrwertsteuer auf diese Lebensmittel von derzeit sieben auf 19 Prozent zu erhöhen, für "falsch". Denn: "Das Geld kommt später doch nicht bei Umweltschutzprojekten an, sondern versickert im großen Geldtopf des Bundesfinanzministers."

Jost will dennoch an der Preisschraube drehen. "Die bisherigen Erlöse für die Produzenten sind einfach zu niedrig. Bauern müssen ihre Milch beispielsweise schon mal für 15 Cent den Liter verramschen. Da fehlt die Wertschätzung." Ähnlich sehe es bei Ferkelzüchtern oder Rinderverarbeitern aus. "Wir müssen ein vernünftiges Preis-/Leistungsverhältnis hinkriegen." Das Geld sollte aber direkt an die Erzeuger gehen. Damit könnten diese dann ökologisch bessere Produktionsweisen schaffen, meint Jost. Ein anderes Problem für die Umwelt sei die Massentierhaltung . Allein schon wegen des Düngemitteleinsatzes und der hohen Nitratbelastung. "Da sind wir aber dran - mit Vorgaben für die Massentierhaltung und Düngemittelverordnungen."

Doch auch der Konsument müsse mitziehen. Wandel funktioniere "in erster Linie über den Kopf und dann über den Geldbeutel", so Jost. Er will deshalb schon bei Kindern mit Ernährungsbildung beginnen. "Wenn sich schon die Kleinsten fragen, ob es wirklich drei oder vier Mal in der Woche Fleisch sein muss, haben wir einen effektiven Hebel."

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