Gesundheitsministerin: Jedes vierte Kind im Saarland hat Sprachprobleme

Saarbrücken · Die Zahl der saarländischen Kinder mit Entwicklungsverzögerungen steigt an. Im Vorschulalter ist jedes zweite Kind betroffen. Gesundheitsministerin Bachmann nennt die Daten „erschreckend“.

Mehr als die Hälfte aller saarländischen Kinder weist vor der Einschulung eine Entwicklungsstörung auf. Das geht aus dem Bericht zur Gesundheit von Grundschulkindern hervor, den Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU ) gestern vorgestellt hat. Demnach haben 55,6 Prozent der Kinder eine verzögerte Entwicklung, etwa im Bereich der Sprache, der Motorik, des Lernens oder des Verhaltens. Ausgewertet wurden die Untersuchungsergebnisse von 7900 Einschulkindern aus dem Herbst 2013. Bachmann nannte die Zahl "erschreckend". Körperlich sei aber die überwiegende Mehrheit der Kinder gesund, betonte die Ministerin.

Am häufigsten sind Verzögerungen bei der Sprachentwicklung (28,2 Prozent), gefolgt von Mängeln bei der Feinmotorik (17,7 Prozent). Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität kommen bei 15,2 Prozent der Kinder vor. Insgesamt sind Jungen mit 65,6 Prozent häufiger betroffen als Mädchen (45 Prozent), Kinder mit Migrationshintergrund (62,8 Prozent) häufiger als jene ohne (51,9 Prozent).

Die Ursachen der Entwicklungsstörungen sind dem Bericht zufolge komplex: Die Defizite können angeboren sein oder durch mangelnde Förderung entstehen. 98 Prozent der saarländischen Kinder besuchten einen Kindergarten, Bachmann sieht hier aber keine Mängel: "Die Förderung in der Familie kann kein Kindergarten ersetzen."

Die Zahlen sind laut Renate Klein vom Ministerium, die an dem Bericht mitgearbeitet hat, bundes- und europaweit ähnlich hoch. Die Probleme seien "zivilisationsbedingt" und hätten in den vergangenen zehn Jahren zugenommen. Kinder könnten ihre Fertigkeiten heute nicht mehr ausreichend üben und hätten nicht mehr so viel Bewegung wie früher. "Viele Eltern wissen zu wenig Bescheid darüber, was eine altersadäquate Förderung ist", sagte sie. Das Ministerium will nun sein Programm "Frühe Hilfen", mit dem belastete Familien unterstützt werden, bekannter machen. Doch das Land könne niemanden zwingen, Hilfe anzunehmen, sagte Bachmann.

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