Unruhige Zeiten für Saar-AfD nach dem „Feuersturm“

Saarbrücken · Seit der umstrittenen „Feuersturm"-Rede des neuen Parteichefs Josef Dörr steht auch die AfD im Saarland vor der Zerreißprobe. Dabei punkteten die Eurokritiker gerade hierzulande immer wieder bei den Wählern.

Die Alternative für Deutschland (AfD) befindet sich im Dauerclinch der Parteiflügel. Wirtschaftsliberale gegen Nationalkonservative streiten nicht nur auf Bundesebene. Auch im Saarland droht die Partei neuerdings auseinanderzudriften. Im Fokus steht der erst seit Ende April amtierende Landesvorsitzende Josef Dörr. In seiner Parteitagsrede sprach er von einem "Feuersturm", der alles Schlechte im Land "vernichten" werde. Mehrere führende Mitglieder legten daraufhin auf Landes- und kommunaler Ebene ihre Ämter nieder.

Ex-Schatzmeister Roland Wark beklagte "einen ganz klaren Rechtsruck" in der AfD nach den Vorstandswahlen. Dörrs Vorgänger, der zum liberaleren Bernd-Lucke-Lager zählende Johannes Trampert, erklärte sogar seinen Parteiaustritt - kurz zuvor war er mit zwei Dritteln der Stimmen als Parteichef abgewählt worden. Dörrs Gegner organisieren sich inzwischen in der Gruppe "AfD-Freunde Saar" und fordern dessen Rücktritt.

Dabei ging es für die AfD im Saarland seit Mai 2013, also seit der Gründung des Landesverbands, eigentlich stets nach oben. Die Parteispitze um den Kriminalbeamten Trampert setzte bei der Bundestagswahl noch im selben Jahr ein erstes Ausrufezeichen. Im Saarland verbuchte sie 5,2 Prozent der Wählerstimmen. Die FDP schaffte zum Vergleich nur 3,8. Die Erfolgsgeschichte ging bei der Europa- und Kommunalwahlen im Mai vergangenen Jahres weiter. Aus dem Stand schaffte die AfD bei der EU-Wahl im Saarland 7,1 Prozent. Sie zog auch in einige Kommunalparlamente. Einen ersten Dämpfer setzte es bei einer SR-Umfrage im März 2015. Nur vier Prozent der Saarländer hofften auf den Einzug der Eurokritiker in den Landtag.

Für Landeschef Dörr gibt es also viel zu tun, wenn er - wie angekündigt - das Saarland zu einer Art AfD-Musterland machen will.

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