St. Wendel baut die Superhalle

Saarbrücken · Für fast 16 Millionen Euro – das sollte auch der Saarbrücker Ludwigspark mal kosten – entsteht in der Heimat von Minister Bouillon ein neues „Aushängeschild“ für den Saar-Sport. Größenwahn? Nein, sagt die CDU. Die SPD schweigt, die Linke ist „wahnsinnig überrascht“.

 Vier CDU-Politiker mit fünf Millionen Euro, von links: Landrat Udo Recktenwald, Minister Klaus Bouillon, Bürgermeister Peter Klär sowie Klaus Meiser, Präsident des Landessportverbandes. Foto: Kreisstadt St. Wendel/Bonenberger

Vier CDU-Politiker mit fünf Millionen Euro, von links: Landrat Udo Recktenwald, Minister Klaus Bouillon, Bürgermeister Peter Klär sowie Klaus Meiser, Präsident des Landessportverbandes. Foto: Kreisstadt St. Wendel/Bonenberger

Foto: Kreisstadt St. Wendel/Bonenberger

"Die Kreisstadt St. Wendel gibt den Neubau einer Sporthalle für rund 15,7 Millionen Euro bekannt." So beginnt eine Pressemitteilung der Stadt, verschickt am 17. März, neun Tage vor der Landtagswahl. In den Wirren des Wahlkampfs, in dem am Ende nahezu täglich Schecks vergeben wurden, ging die "Bedarfszuweisung" des Innenministers etwas unter. Ein Pappschild mit der Zahl 5000000 überreichte Klaus Bouillon (CDU) an jenem 17. März an seinen Nachfolger im St. Wendeler Rathaus, Peter Klär (CDU). "Dieser Zuschuss macht den Bau erst möglich", betonte Klär mit Blick auf die fünf Millionen Euro Landesgeld. Bouillon wiederum versicherte, dass der Zuschuss nichts mit seiner Liebe zu St. Wendel zu tun habe; vielmehr habe das Land ein millionenschweres Programm für Hallen aufgelegt. Dieses Geld werde "gleichmäßig auf die Landkreise verteilt". Saarlouis und der Regionalverband bekommen laut Bouillon noch deutlich mehr.

Unabhängig von dem Zuschuss sind aber allein die geplanten Baukosten von fast 16 Millionen für saarländische Verhältnisse etwas Besonderes. Zum Vergleich: Diese Summe wurde Anfang 2014 auch für die Sanierung des Saarbrücker Ludwigsparks verkündet, das Land sollte 10,7 Millionen Euro übernehmen, das Stadion "spätestens Anfang 2016" fertig sein. Es kam ganz anders. Inzwischen ist das Schicksal des Ludwigsparks unklar, die jüngste Kostenschätzung lag bei 28 Millionen Euro. Überhaupt sind - längst nicht nur im Saarland - an vielen Großbaustellen die Kosten explodiert.

Bürgermeister Klär will das mit einem "straffen Kostenmanagement" verhindern. Zwar treibe einen die Sorge vor einer Verteuerung "immer um, wenn man baut", sagt er: "Mit dem Geld müssen wir aber auskommen. Wenn es teurer wird, müssen wir uns Alternativen ausdenken, dann wird‘s vielleicht kleiner." Man könne jedenfalls nicht 20 Millionen ausgeben, "das Geld haben wir ja nicht".

Aber fast 16 Millionen können und sollen bis 2021 verbaut werden. Neben dem Land zahlt der Kreis 3,1 Millionen, zwei Millionen sollen von der Sportplanungskommission und damit aus Toto-Geldern kommen, den Rest die Stadt aufbringen. Muss es so viel, muss die Halle, die 1300 Zuschauern Platz bieten soll, wirklich so groß sein? "Wir bauen auch für das Saarland eine neue Sportstätte", erklärt Klär. Baute man nur für St. Wendel, wäre die Halle kleiner ausgefallen. Doch das, was die Stadt vorhat, soll ein "Aushängeschild für das Saarland" werden. Länderspiele sollen stattfinden, Handball zum Beispiel, die Drittliga-Volleyballer des TV Bliesen sollen eine neue Heimat finden, vor allem aber auch Schulen und Vereine profitieren, die bislang in der gut 40 Jahre alten Halle des Sportzentrums zuhause sind. Klär sieht den Neubau als Vollendung eines landesweit einmaligen, kompakten Leistungszentrums, er spricht von einem "Olympiastützpunkt light".

Will er sich gemeinsam mit seinem Vorgänger Bouillon ein Denkmal setzen? Hat die Sache ob der engen Verbindungen nicht ein besonderes Geschmäckle? "Nö", sagt Klär, das Gegenteil sei der Fall: "Die Menschen sind froh, dass es eine neue Sportstätte gibt. Das wird eine schöne Sache. Man kann eigentlich nur stolz darauf sein, dass man im Saarland bald so etwas hat." Die fünf Millionen vom Land seien mit Blick auf die Gesamtkosten auch nichts so Besonderes.

Tatsächlich hatte Bouillon vor der Wahl zum Beispiel auch einen Vier-Millionen-Scheck für die Sanierung des Sportzentrums Homburg-Erbach verteilt und eine weitere Million für das Waldstadion.

"Ich habe noch keine Kritik vernommen, dass jemand neidisch ist oder so", sagt Bürgermeister Klär: "Das soll etwas Schönes fürs Land sein, fertig." Seine Parteifreunde sehen das genauso. Für Landrat Udo Recktenwald ist die Halle "kein Luxus, sondern eine Leitinvestition". Und Klaus Meiser, der Chef des Landessportverbandes, wäre froh, wenn die neue Halle "auch überregional genutzt werden könnte, wenn wir Sportveranstaltungen ins Saarland holen".

Die Meinung der politischen Konkurrenz? Die Landtagsfraktion der SPD wollte sich auf Nachfrage nicht äußern, die Linke dagegen schon. Deren sportpolitische Sprecherin Dagmar Ensch-Engel sagt, die Summe von fast 16 Millionen Euro für eine Sporthalle habe sie "wahnsinnig überrascht". Und die fünf Millionen des Landes seien "vielleicht ein schönes Geschenk vor der Wahl" gewesen: "Herr Bouillon ist seiner Heimatstadt ja eng verbunden." Ensch-Engel würde es begrüßen, wenn der Neubau in St. Wendel ein Signal für die Sportförderung im Land insgesamt wäre: "Ich plädiere dafür, dass auch andere Städte, Kreise und Verbände auf eine bessere Ausstattung hoffen können." Dummerweise sind die Wahlkampf-Schecks erst einmal alle verteilt.

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