Saar-Experte rügt Realitätsferne im Brandschutz

Saarbrücken · Immer mehr Bauvorhaben laufen durch überzogene Brandschutzauflagen finanziell aus dem Ruder, kritisiert der Präsident der Saar-Architenkammer, Alexander Schwehm. Er regt deshalb Änderungen an.

Der Präsident der saarländischen Architektenkammer (AKS), Alexander Schwehm, fordert substanzielle Verbesserungen in der behördlichen Regelung des Brandschutzes im Land. "Alle wissen, dass der Brandschutz oft an der Realität vorbeigeht", ohne dass dies strukturelle und personelle Konsequenzen habe, kritisiert Schwehm im SZ-Interview. In den zwölf kommunalen Baubehörden müssten daher gezielt Brandschutz-Sachverständige eingestellt werden, regt Schwehm an.

Vor dem Hintergrund, dass die republikweit im Lauf der Jahre immer weiter verschärften Brandschutzauflagen heute bei Neu- und Umbauten "locker 15 Prozent der Gesamtbausumme ausmachen", sieht der AKS-Präsident dringenden Handlungsbedarf. Jede der zwölf Bauaufsichtsbehörden an der Saar handhabe den Brandschutz anders, sodass die Genehmigungsverfahren für Bauherren, Architekten und Gutachter immer undurchsichtiger würden. Aus Angst vor möglichen Regressforderungen werde Brandschutz auf Behördenseite vielfach maximal ausgelegt. "Die Handhabung der Auflagen ist das Problem, nicht die Brandschutzvorschriften selbst", moniert Schwehm.

Schützenhilfe erhält der Präsident der Saar-Architekten von dem saarländischen Brandschutz-Sachverständigen Alexander Kohl, der im Auftrag des Tüv selbst Brandschutzexperten ausbildet. Auch Kohl plädiert gegenüber der SZ dafür, in der Feuer-Prävention "mehr gesunden Menschenverstand walten zu lassen". Man müsse auch mal "eine Fünf gerade sein lassen". Kohl schlägt vor, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen, um im Brandschutz "ein gesundes Mittelmaß an Abweichungen" von Maximalzielen zu ermöglichen.

Das saarländische Innenministerium, wo die in Streitfällen maßgebliche Oberste Bauaufsichtsbehörde (OBA) angesiedelt ist, begrüßt auf SZ-Anfrage diesen Vorstoß. Zuletzt war der Brandschutz im Saarland im Zusammenhang mit dem bis heute nicht eröffneten HTW-Hochhaus in die Schlagzeilen gekommen. > und Interview; A4: Meinung

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