Stress am Arbeitsplatz macht Menschen krank

Leipzig · Stress im Job gefährdet zunehmend die Gesundheit der Beschäftigten. Wie eine gestern vorgestellte Bertelsmann-Studie zeigt, erreicht jeder fünfte Arbeitnehmer oft die Grenze seiner Leistungsfähigkeit.

Sie leiden unter Zeitdruck, verzichten auf Pausen und schleppen sich auch krank noch zur Arbeit: Wegen der Stressbelastung im Job setzen viele Arbeitnehmer in Deutschland ihre Gesundheit aufs Spiel. Jeder Dritte fühlt sich von den wachsenden Ansprüchen überfordert, wie eine gestern in Gütersloh veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung und der Krankenkasse Barmer GEK ergab. Knapp ein Viertel der Vollzeit-Beschäftigten legt demnach ein Arbeitstempo vor, von dem sie selbst glauben, dass sie es langfristig nicht durchhalten. 18 Prozent der 1000 Studienteilnehmer sehen sich oft an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Durch den steigenden Druck am Arbeitsplatz geraten viele in Gefahr, sich gesundheitlich selbst zu gefährden. Das zeigt sich der Studie zufolge nicht nur im Verzicht auf Erholung. So verzichtet fast ein Viertel (23 Prozent) der Beschäftigten auf Pausen und jeder Achte erscheint sogar krank am Arbeitsplatz.

Job wird zum Hamsterrad

Manche Betroffene konsumieren auch übermäßig viel Nikotin, Alkohol oder vermeintlich leistungssteigernde Medikamente. Für viele wird der Job zum Hamsterrad: Nur jeder zweite Arbeitnehmer glaubt demnach, dass er dieser Spirale aus steigendem Druck und Überforderung entrinnen kann. Jeder Zweite meint, keinen oder nur geringen Einfluss auf die Arbeitsmenge zu haben. Zu den typischen Belastungsfaktoren gehören laut den Autoren der Studie neben einem zu hohen Arbeitspensum ein starker Termin- und Leistungsdruck, viele Aufgaben auf einmal, Arbeitsunterbrechungen, mangelnde soziale Unterstützung und geringe Handlungsspielräume.

Auch die seit Jahren ansteigenden Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen seien in Verbindung mit zunehmendem Stress zu sehen. Barmer-GEK-Chef Christoph Straub forderte die Firmen auf, sich hier stärker zu engagieren. Nötig sei eine unternehmerische "Kultur, die Gesundheit als Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg anerkennt und fördert". Die Grünen forderten von der Koalition eine Anti-Stress-Verordnung.

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