Saar-Eltern beklagen hohe Kita-Gebühren
Gütersloh/Saarbrücken · Saarländische Eltern sind besonders kritisch bei der Kinderbetreuung. Vor allem die Kosten der Kitas sind ihnen zu hoch. Die Landespolitik diskutiert jetzt wieder über die völlige Beitragsfreiheit.
Die Beiträge für saarländische Krippen und Kindergärten werden zum Politikum. Drei von vier Eltern finden sie zu hoch - mehr als in allen anderen Bundesländern. Bundesweit äußern nur 46 Prozent diese Einschätzung. Dieses Ergebnis einer Repräsentativ-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hat eine neue Debatte über die Betreuungskosten in Saarland ausgelöst. Die Elternbeiträge belaufen sich nach einer kürzlich bekannt gewordenen Aufstellung für das Kultusministerium in einigen Saar-Gemeinden auf monatlich bis zu 375 Euro in der Krippe und rund 250 Euro im Kindergarten.
Der Studie zufolge beurteilen die saarländischen Eltern die Betreungssituation der Klein- und Kindergartenkinder generell kritischer als Väter und Mütter in den meisten anderen Bundesländern. So verneinen nach der von Infratest-Dimap durchgeführten Befragung 84 Prozent, dass es ausreichend Unterstüzung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebe (Bundesschnitt 75 Prozent). 83 Prozent haben das Empfinden, es gebe nicht genug Kita-Plätze (Bund: 76 Prozent). Die Kritik an nicht bedarfsgerechten Öffnunszeiten ist im Saarland mit 60 Prozent ähnlich hoch wie im Bundesschnitt.
Wirschaftsministerin Anke Rehlinger und Kultusminister Ulrich Commerçon (beide SPD ) sahen sich in der Forderung einer schrittweisen Abschaffung der Elternbeiträge bestätigt - auch mit Blick auf die Beitragsfreiheit im benachbarten Rheinland-Pfalz. Auch Gisela Rink , bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion , warb angesichts der Haushaltslage für eine nur schrittweise Befreiung. Linke-Fraktionschef Oskar Lafontaine erklärte dagegen, Kita-Beiträge gehörten abgeschaffft.
Commerçon äußerte Bedenken zu einem Hauptergebnis der Studie. Danach fordert die große Mehrzahl der Eltern bundesweit verbindliche Qualitätsstandards für Kitas etwa beim Personalschlüssel. Es gebe die Gefahr, dass sich diese "am unteren Ende der Skala ausrichten" - also hinter denen des Saarlands zurückbleiben, sagte der Minister.
