„Natürlich habe auch ich schon einen blöden Spruch bekommen“

Mit dem offenen Brief der CDU-Politikerin Jenna Behrends ist die Sexismus-Debatte zurück in der Politik. Auch Nadine Schön, saarländische Unionsfraktions-Vize im Bundestag, kennt das Problem. Die 33-Jährige warnt im Gespräch mit SZ-Redakteurin Frauke Scholl aber vor einem „verengten Blick“.

Frau Schön, wie groß ist der Sexismus in ihrer Partei - beziehungsweise in der Politik?

Schön: Mir ist die Debatte viel zu sehr verengt auf das Thema Parteien und das Thema Frauen. Dahinter stehen doch zwei Fragen. Einerseits: Wie geht es Minderheiten in einer Gruppe, in der Gepflogenheiten, Rituale und auch Themen der Mehrheitsgruppe vorherrschen? Und bezogen auf Frauen geht es andererseits um die Frage: Wann ist es ein blöder Spruch und wann eine sexistische Bemerkung? Und dass diese Schwelle leider oftmals überschritten wird, das berichten mir viele Frauen, ob in Parteien, Vereinen, Verbänden, Gewerkschaften oder am Arbeitsplatz.

Frau Behrends hat in ihrem offenen Brief ganz konkrete Vorfälle beschrieben. Ist Ihnen - auch eine junge Frau und Politikerin - schon Ähnliches passiert?

Schön: Nein, nicht in dem Ausmaß! Natürlich habe auch ich schon einen blöden Spruch bekommen, wie jede Frau. Und leider hatte ich nicht immer den schlagfertigen Spruch dagegen auf den Lippen. Aber sexistische und verletzende Anmache ist mir zum Glück noch nicht begegnet.

Die Debatte ist nicht neu, und sie kommt immer wieder. Was muss jetzt dagegen passieren?

Schön: Die Debatte ist wichtig und muss geführt werden. Es wäre aber schade, wenn sie andere Themen überlagern und ein falscher Eindruck entstehen würde. Fakt ist: Wir haben viele wichtige Themen zu bearbeiten und dafür werden Frauen in der Politik gebraucht - und sind dort auch sehr willkommen.

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