Ämter zahlen immer häufiger für Bestattungen

Berlin/Saarbrücken · Bundesweit fielen allein im Jahr 2015 Kosten von mehr als 60 Millionen Euro an, im Saarland waren es über 1,5 Millionen.

Die Sozialämter müssen immer häufiger für die Kosten von Bestattungen einspringen, weil die Hinterbliebenen finanziell überfordert sind. Im Jahr 2015 haben die Behörden 23 389 Personen diese Kosten erstattet. Das waren 3,3 Prozent mehr als 2012. Das geht aus einer Übersicht des Statistischen Bundesamtes hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Die Ausgaben für die so genannten Sozialbestattungen beliefen sich 2015 auf 61,7 Millionen Euro. Das waren 2,6 Millionen mehr als im Jahr davor und 4,3 Millionen mehr als 2012. Die größte Summe entfällt wegen der hohen Bevölkerungszahl mit 17,4 Millionen Euro auf Nordrhein-Westfalen, es folgen Bayern (6,6) und Baden-Württemberg (5,8).

Auch das Saarland muss zunehmend tief in die Tasche greifen. 1,53 Millionen Euro mussten die Landkreise und der Regionalverband Saarbrücken 2015 aufbringen. Das war mehr als doppelt so viel wie 2012. Auch die Fallzahlen stiegen: 211 Saarländer erhielten noch vor fünf Jahren die Erstattung der Beerdigungskosten für Angehörige, 2015 waren es 383. Der steigende Millionenbetrag sei "eine Hausnummer" im Budget der Kreise, sagte Martin Luckas vom Landkreistag der SZ. Es gehöre aber zur Aufgabe der Sozialhilfeträger, den Rechtsanspruch bedürftiger Menschen auf eine "menschenwürdige Bestattung" zu erfüllen.

Die Übernahme der Bestattungskosten ist im Sozialgesetzbuch XII geregelt. Dort heißt es: "Die erforderlichen Kosten einer Bestattung werden übernommen, soweit den hierzu Verpflichteten nicht zugemutet werden kann, diese Kosten zu tragen." In aller Regel betrifft das Sozialhilfe-Empfänger und Bezieher von Arbeitslosengeld II. Im Gesetz ist allerdings nicht festgelegt, welche Leistungen zu einer Sozialbestattung gehören. Die Kreise und Kommunen haben dazu jeweils eigene Richtlinien erlassen. In der Regel würden die Kosten nur für sehr einfache Bestattungen übernommen, sagte die Vize-Chefin der Linksfraktion im Bundestag, Sabine Zimmermann, unserer Redaktion. Der Bundesverband Deutscher Bestatter bestätigte diese Einschätzung. Es werde dann zum Beispiel auf den Organisten verzichtet, oder die Kosten für den Trauerredner würden nicht übernommen, hieß es. Auch bei Blumen werde gespart.

Ein würdiges Begräbnis kostet etwa 5000 Euro. Bei den Sozialbestattungen lägen sie weit darunter, so Zimmermann. "Auch nach ihrem Tod werden die Verstorbenen ein weiteres Mal als arm gebrandmarkt, durch das sichtbar ärmliche Begräbnis und die bescheidene Grabausstattung." Wegen der zunehmenden Altersarmut sei in Zukunft ein weiterer Anstieg von Sozialbestattungen zu erwarten, kritisierte die Linken-Politikerin. Im Saarland liegen die Pauschalpreise für Sozialbestattungen zwischen 1024 und 1104 Euro.

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